Auf dem nördlichen Kettwiger Ruhrufer entsteht zur Zeit die Wohnsiedlung Seepromenade. Auf diesem Areal fanden zwischen 2013 und 2015 archäologische Beobachtungen statt.
Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich dieser Bereich rasant: 1869 wurde der Bau der Bahnstrecke Kupferdreh - Kettwig - Düsseldorf begonnen. Der Bauunternehmer Foerst errichtete auf dem Gelände eine Ringofenanlage, die bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Betrieb war. 1920 siedelte sich dort die Firma Markmann & Moll an. Von etwa 1925 bis nach dem 2. Weltkrieg wurden hier Weichen produziert: In den 1990er Jahren stellte man den Betrieb ein. Diese Fabrik, die auf die Projektierung und den Bau kompletter Gleisanlagen spezialisiert war, entstand so auf dem Gelände einer Ringofenziegelei und ihrer später bis in die 1920er Jahre verfüllten Lehmentnahmegruben. Die jüngsten Anschüttungen, überwiegend im Norden der untersuchten Fläche, stammen aus den 1950er Jahren.
Bei der archäologischen Begleitung war auf dem langgestreckten, etwa 40.000 m² messenden Areal zu beobachten, dass der Oberboden großflächig abgetragen worden war, bevor die Wiederauffüllung mit Hausmüll und Bergematerial, somit meist direkt auf den Ruhrkiesen, erfolgte.
Überraschend war, dass sogar noch nach dem 2. Weltkrieg, so im Nordosten des Areals und zur Ruhr hin - hier in einer alten Ruhrschleife - Müll eingebracht wurde. Unter den etwa 2,0 bis 4,0
m mächtigen Aufschüttungen kamen nur einige Fragmente von Gefäßen aus Steinzeug und Irdenware des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts zum Vorschein. Selbst Kanonenkugeln wurden hier gefunden.
Die Stadtarchäologie legt mit dem Heft "In und unter den Kettwiger Müll geschaut" in Zusammenarbeit mit dem Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster den 12. Band der Berichte aus der Essener Denkmalpflege vor.
Dieser kann kostenlos im Rathaus der Stadt Essen und beim Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege, Rathenaustr. 2, 45121 Essen gegen Übersendung eines freigemachten, rückadressierten Umschlages (DIN A 4) bezogen werden kann.
Funde dieser archäologischen Untersuchungen sind übrigens zwischen dem 1. Oktober 2015 und dem 7. Januar 2016 im Kettwiger Rathaus während der Öffnungszeiten zu sehen.
Berichte aus der Essener Denkmalpflege 12 (pdf, 3011 kB)