Ausbildung im Archiv

Wenn die meisten Menschen das Wort "Archiv" hören, denken sie an dunkle, staubige oder feuchte Keller. Bestimmt denken auch nicht wenige an einen "verschrobenen", zumeist älteren männlichen Archivar, der sich mit Ärmelschonern und Kittel an seinem Schreibtisch über staubige Akten beugt und seit Tagen keinen Kontakt zur Außenwelt hatte. Dabei hat das Archiv als Arbeitsplatz und der berufliche Weg dorthin heute nicht viel mit diesem immer noch weit verbreiteten Bild zu tun.

Egal in welchem Archiv - ob Landes-, Stadt-, Firmen- oder Kirchenarchiv - gehört es zur täglichen Arbeit, sich mit Schriftgutbeständen und anderen Unterlagen aus der Vergangenheit, die verschiedene Epochen der Geschichte dokumentieren, zu beschäftigen. Das heißt, sie zu bewerten und zu übernehmen, zu verwahren und dauerhaft zu erhalten, sie mit einer Archivsoftware zu erfassen und zu ergänzen und vor allem sie für die öffentliche Nutzung bereitzustellen. Hieran kann man bereits erkennen, dass im Archiv weitaus mehr dahintersteckt als der vermutete dunkle Keller.

Auch arbeiten im Archiv heute nicht nur Archivare, sondern es gibt ganz verschiedene Wege, beruflich in einem Archiv Fuß zu fassen. Neben den Archivaren, die eine Archivausbildung absolviert haben, können auch andere Berufsgruppen, etwa Restauratoren und Buchbinder, oder Verwaltungs- und IT-Fachangestellte, ihrer jeweiligen Ausbildung entsprechend in einem Archiv tätig sein. Hinzu kommen Quereinsteiger aus verschiedenen Verwaltungsbereichen, die zur Erledigung bestimmter Aufgaben vor allem im Bereich der Bestandserhaltung unter fachlicher Anleitung sinnvoll eingesetzt werden können, jedoch zunächst für ihre Tätigkeit nachqualifiziert werden müssen.

Archivare und Archivarinnen werden heute in drei Laufbahnen (höherer, gehobener und mittlerer Dienst) ausgebildet. Die Laufbahnen des höheren und gehobenen Dienstes sind dabei mit einem Fachhochschul- oder Hochschulstudium verbunden. Sie sind jeweils als verwaltungsinterne Ausbildung (Anstellung in einem Landesarchiv im Beamtenverhältnis auf Widerruf mit theoretischer Ausbildung an der Archivschule Marburg) oder als Fachhochschulstudium (Direktstudium oder berufsbegleitendes Studium an der Fachhochschule Potsdam - Fachbereich Informationswissenschaften) möglich.

Daneben gibt es die dreijährige Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) im dualen System. Sie wird inzwischen in fünf verschiedenen Fachrichtungen angeboten, von denen eine die Fachrichtung Archiv ist. Außerdem gibt es noch die Fachrichtungen Bibliothek, Medizinische Dokumentation, Bildagentur und Information und Dokumentation.

Die FaMI-Ausbildung - Fachrichtung Archiv qualifiziert für die Laufbahn des mittleren Archivdienstes und wird als einzige archivarische Ausbildung in Eigenregie auch von den Kommunalarchiven angeboten. Das jeweilige Kommunalarchiv ist dabei der Ausbildungsbetrieb, in dem die praktischen Kenntnisse vermittelt werden. Der theoretische Unterricht findet in einer Berufsschule statt.

In der FaMI-Ausbildung - Fachrichtung Archiv lernt man die vielfältigen Aufgaben in einem Archiv nach und nach kennen. Zusätzlich hat man an zwei Tagen in der Woche Berufsschule, in der Fächer wie Allgemeine Wirtschaftslehre und Gesellschaftslehre, aber auch spezielle Fachkunde gelehrt werden.

Nachwuchskräfte in dieser Fachrichtung werden immer mehr gesucht und auch das Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv freut sich über neue Auszubildende, die das Team tatkräftig unterstützen können, und im Haus eine gute, zeitgemäße Fachausbildung erhalten. Die Berufsschule für die Auszubildenden des HdEG ist das Karl-Schiller-Berufskolleg in Dortmund.

Nach der Ausbildung gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich weiter zu qualifizieren: Die Weiterbildung zum Fachwirt oder die Fernweiterbildung Archiv an der Fachhochschule Potsdam, nach deren erfolgreichen Abschluss man den Bachelor Archivwissenschaft und damit die Qualifikation für den gehobenen Archivdienst erwerben kann.

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