Am ersten Tag des Praxiseinsatzes haben wir uns in der Leitstelle des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) getroffen, welcher sich in dem Polizeirevier Hagen 3 befindet. Dort wurden wir von der Einsatzleitung in Empfang genommen, wobei uns erst einmal die Struktur des Ordnungsamtes mit den einzelnen Bereichen und Tätigkeitsfeldern erklärt wurde. Anschließend wurden wir von den für uns zuständigen Kollegen abgeholt. Generell ist es so, dass wir jeden Tag andere Kollegen, Routen und Tätigkeitsfelder haben. Wir sollen dabei schauen, wie jeder Kollege mit den Situationen umgeht und für uns selber entscheiden, wie genau wir dann später in den verschiedenen Situationen handeln möchten.
Am ersten Tag bin ich nach der Einführung bei der Streife mitgefahren, die für den Essener Osten zuständig ist. Die Hauptaufgabe ist es dabei, dass man verschiedene bekannte Brennpunkte anfährt und kontrolliert. Das sind Spielplätze und Parkanlagen, wobei man dort auf Vermüllung und die Leinenpflicht achtet. Eine weitere Aufgabe ist es, bekannte Drogen-Hotspots anzufahren und zu schauen, ob dort Personen konsumieren und wie die Plätze an sich aussehen, dabei sind liegen gelassene Spritzen gefährlich für Passanten und Tiere. Nach einer ausgiebigen Fahrt haben wir gemeinsam mit anderen Kollegen eine kurze Pause gemacht. Anschließend wurde eine weitere Tour unternommen. An diesem Tag haben wir zwei Passanten an die Leinenpflicht erinnert, wobei die Kollegen bei einer mündlichen Verwarnung geblieben sind. Von Anfang an konnte ich viele Fragen bezüglich der Aufgaben und der Herangehensweise stellen. Besonders gut ist dabei, dass viele auch schon die Qualifizierung absolviert haben und so einen guten Einblick in den weiteren Verlauf der Ausbildung geben konnten.
Am nächsten Tag habe ich mich an der Papestraße eingefunden. Die Papestraße ist im Moment das ´´provisorische´´ Gebäude des KOD. Dort herrscht Schichtbetrieb, der sich in eine Früh- und Spätschicht gliedert.
Heute war der Essener Süden an der Reihe, wobei wir wieder verschieden Parkanlagen und Spielplätze angefahren sind. Mitunter sind wir um den Baldeneysee gefahren und ein besonderes Highlight war das Villenviertel ;-). An diesem Tag haben wir auch ein besonderes Augenmerk auf die Autokennzeichen gelegt, wo wir geschaut haben, ob der TÜV aktuell ist. Dabei ist uns ein Auto aufgefallen, welches keine Kennzeichen montiert hatte, was dann hinterher an die Verkehrsabteilung weitergegeben wurde.
Am Mittwoch wurde ich für die Gemeinsame Streife (GS) mit der Polizei eingeteilt. An der ersten Haltestelle der U-Bahn wurden wir direkt von einer Passantin angesprochen, dass Personen im Untergeschoss Drogen nehmen. Dem Hinweis sind wir zusammen nachgegangen und wie sich herausstellte, befanden sich insgesamt drei Personen an dem besagten Ort und bereiteten gerade Heroin zum Rauchen zu. Wenn die Polizei vor Ort ist, ist das in den meisten Fällen erst einmal Polizeiangelegenheit, wo sich der KOD im Hintergrund hält.
Nach der Personenüberprüfung haben wir geschaut, dass der Ort sauber hinterlassen wird und haben unsere Runde weiter fortgeführt. Diesen Vorfall haben wir nach der Maßnahme der Leitstelle des KOD gemeldet, damit dieser auch auf dem neusten Stand ist. Die angetroffenen Personen waren bekannte Gesichter, die schon seit längerer Zeit auf der Straße leben. Bei der weiteren Runde durch die Stadt haben wir auf weggeworfene Zigaretten und die Maskenpflicht geachtet, wobei auch einige Dealer beobachtet wurden. Ich war froh, dass mir eine Stichschutzweste gegeben wurde, was mir ein bisschen Sicherheit verschafft hat. Wie ich aber erfahren habe, kommen Übergriffe zum Glück nur sehr selten vor.
Der Tag endete an der Wache und anschließend sind wir zurück zur Papestraße gefahren. Der Bericht über die weggeworfene Zigarette musste noch geschrieben werden, wobei sich der Kollege mir zu Liebe beim Schreiben Zeit genommen hat und mir erklärt hat, worauf zu achten ist.
Eine Kollegin hat in die Runde gefragt, ob noch wer Lust hat eine kleine Tour zu machen, worauf hin ich mich gemeldet habe. Wir sind zum Schlosspark in Essen gefahren wo wir prompt drei Jugendliche im Alter von 14 Jahren angetroffen haben. Die Zigaretten wurden nach Rücksprache mit der Leitstelle sichergestellt.
Zurück in der Papestraße wurde mir erklärt, dass die Zigaretten (mussten wir zwecks Beweissicherung zählen) nun zusammen mit einer Mail an den Innendienst des Jugendamtes weitergeleitet werden und das diese sich dann mit den Eltern der Kinder in Verbindung setzen.
Am Donnerstag durfte ich zusammen mit einem Ausbildungskollegen in dem Transporter, der das Gebiet der Innenstadt abfährt, mitfahren. Ein besonderes Highlight war, dass ich gefragt wurde, ob ich mir zutrauen würde, mal bei Gelegenheit den Funk zu übernehmen. Das habe ich bejaht, wobei ich schnell gemerkt habe, dass das Buchstabieren über Funk doch nicht so einfach ist.
Das war ein sehr lehrreicher Tag für mich. Wir durften zusammen mit den Kollegen ein Verwarngeld aufnehmen, welches wir im Nachhinein dann unter Anleitung in das System eingeben durften. Auch eine Anzeige gegen die Coronaschutzverordnung durften wir aufnehmen, aber alles für Lernzwecke und die eigentliche Anzeige wurde dann von dem Kollegen verfasst. Da wusste ich auf einmal, weswegen wir den ganzen Unterricht für die Beweislehre und die Tatortsicherung brauchen. Denn auch hier muss der Ort und das Geschehen genauestens protokolliert werden. Nach der durchgeführten Maßnahme sind wir weitergefahren und haben uns an einem ruhigen Ort hinten in dem Transporter eingefunden, wo mir dann ganz langsam erklärt wurde, wie man was auszufüllen hat und wie dabei dann die Vorgehensweise ist. Vielen Dank dafür!
Im weiteren Verlauf haben sich Passanten an die Leitstelle gewandt, dass sich immer wieder Jugendliche im Limbecker Platz befinden, die sich nicht an die Maskenverordnung halten. Wir haben uns in Zweiergruppen aufgeteilt und haben zuerst mit dem Dienst-Handy Fotos von der Situation gemacht und haben daraufhin die Betroffenen aus zwei Richtungen in Empfang genommen. Und wie wir auch schon vermutet hatten, wollten die Jugendlichen sich schnell aus dem Staub machen. Insgesamt wurden drei Anzeigen gegen die Coronaschutzverordnung aufgenommen. In der Abend-stunde sind wir noch zu einer Ruhestörung gefahren, konnten aber leider den Verursacher der Lärmbelästigung nicht antreffen.
Freitags durfte ich bei der Polizeilichen Inspektion (PI) in Altenessen dabei sein. Bei der PI ist der KOD sozusagen Begleitschutz für den Bezirksleiter, der dann polizeiliche Ermittlungen durchführen muss. Unter anderem schaut der Polizist nach, warum Verwarngelder und Haftbefehle nicht zugestellt werden können. Wenn Personen mit offenen Haftbefehlen angetroffen werden, haben diese die Chance, diese zu bezahlen. Dabei handelt es sich meistens um kleinere Summen, um die 25 Euro, die auch direkt vor Ort in bar an den Polizisten entrichtet werden können. In der Streife hat der Polizist aber auch auf den Verkehr und besonders auf Falschparker geachtet, wobei auch zwei Personen angetroffen wurden, die ihr Auto verkehrswidrig abgestellt und die deswegen eine Anzeige erhalten haben.
Im weiteren Tagesverlauf hat der Kollege vom KOD dann noch eine Friseurbesitzerin wegen der Maske ermahnt.
In der Frühschicht durfte ich bei der PI in Essen Altendorf mitlaufen. Wie auch schon in der vorherigen Woche sind wir einzelne Adressen abgelaufen, um zu schauen, ob die Personen anzutreffen sind. Eine Besonderheit war ein sehr hoher Haftbefehl eines sog. Reichsbürgers. Da waren wir aber sehr dankbar, dass wir nur auf die Klingel geschaut haben und nicht geklingelt haben.
Nach der PI sind wir zur Wache zurückgekehrt. Bis wir gegen 13:00 Uhr einen Funkspruch wegen eines Maskenverweigerers am Limbecker Platz erhalten haben. Durch die Beschreibung waren wir insgesamt mit mir zu viert vor Ort. Beim Eintreffen wartete der Sicherheitsdienst am Eingang auf uns. Dieser begleitete uns auch zur besagten Person. Bei dem Passanten handelte es sich um eine männliche Person, die auf einer Bank im Limbecker Platz saß. Außerdem machte der Mann einen verwirrten und aggressiven Eindruck. Der Eindruck bestätigte sich als er sehr laut und vehement wurde. Der KOD hat die Angaben von dem besagten Mann aufgenommen und hat im Nachhinein Schritte wegen Verstoßes gegen die Coronaschutzverordnung eingeleitet.
Am Dienstag war ich noch einmal mit dem Kollegen im Essener Westen unterwegs, wo wir verschiedene bekannte Punkte angefahren haben. Dabei habe ich zwei Autos mit abgelaufenen TÜV und ein Wohnmobil ohne Kennzeichen gefunden.
Für mich ist nach dem leider viel zu kurzen Praxiseinsatz ganz klar, dass ich mit der Qualifizierungs-maßnahme die richtige Entscheidung getroffen habe. Für die Zukunft kann ich mir gut vorstellen, dass ich ein Mitglied der neuen Hundestaffel des KOD werden könnte. Ich freue nich nun auf den Praxisabschnitt 2 und 3.