Wie ist der bautechnische Vorbereitungsdienst aufgebaut?
"Der komplette bautechnische Vorbereitungsdienst - mit einer Gesamtzeit von 14 Monaten - gliedert sich in drei Praxisabschnitte und in einen Theorieabschnitt mit Prüfungen, der in meinem Fall am Studieninstitut in Düsseldorf stattfand.
Coronabedingt konnte der Einführungslehrgang leider nicht wie geplant zu Beginn des Vorbereitungsdienstes stattfinden, sondern erst nach den Praxiseinsätzen im Zusammenhang mit dem Abschlusslehrgang.
Rückblickend wären die Inhalte aus dem Einführungslehrgang (unter anderem Grundkenntnisse des Bauplanungsrechts sowie Methodik der Rechtsanwendungen) für die Praxisabschnitte sehr hilfreich gewesen, um ein Grundverständnis für die Tätigkeiten vorzuweisen, eventuell tiefergehende Fragen zu stellen und gegebenenfalls einige Tätigkeiten selbstständig auszuführen. Insgesamt haben alle Beteiligten jedoch das Beste aus der Situation gemacht."
Was erwartet mich in den praktischen Einsätzen?
"In den Praxiseinsätzen sollen bereits erste Berührungspunkte mit den theoretischen Inhalten des Vorbereitungsdienstes hergestellt werden. Das Verständnis über die Zusammenhänge der einzelnen Tätigkeiten der Ämter wird zudem vertieft. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass man viele Kolleg*innen aus der Stadtverwaltung kennenlernt. Das kann auch für die spätere Tätigkeit in den einzelnen Projekten hilfreich sein, bei denen es immer mal wieder Schnittstellen mit anderen Ämtern gibt.
Nach jedem Praxisabschnitt wurde von meinen Betreuer*innen ein Bewertungsbogen ausgefüllt und eine Note vergeben. Diese sind für die Zulassung zu den Abschlussprüfungen relevant.
In meinem Fall fanden Einsätze im Katasteramt, im Amt für Stadtplanung und Bauordnung, in der Vergabestelle der Immobilienwirtschaft und im Amt für Straßen und Verkehr statt.
Ein Einsatz im Umweltamt war leider nicht möglich, hätte die theoretischen Inhalte aus dem schulischen Abschnitt jedoch gut ergänzt beziehungsweise aufgegriffen. Im Folgenden stelle ich beispielhaft meinen Praxiseinsatz im Amt für Stadtplanung und Bauordnung vor."
Praxiseinsatz beim FB 61- Amt für Stadtplanung und Bauordnung (Dauer 3 Wochen):
Woche 1: (Bauaufsicht Nord und Baustatik)
"Bei der Bauaufsicht Nord konnte ich einen Tag bei der wiederkehrenden Prüfung und der Brandschau am Limbecker Platz dabei sein. Hier wurden die einzelnen Geschäfte sowie das komplette Gebäude bezüglich des Brandschutzes vor Ort mit der Feuerwehr untersucht und Defizite in einem Bericht zusammengefasst. Dieser Bericht wurde anschließend an den Inhaber geschickt, damit dieser Verbesserungsmaßnahmen in die Wege leiten konnte.
Des Weiteren konnte ich einen Baukontrolleur bei seiner Arbeit begleiten, unter anderem bei Bauzustandsbesichtigungen, bei denen kontrolliert wird, ob die Planungen mit den Baustellen vor Ort übereinstimmen. Auch die Kontrolle des Brandschutzes war ein Aspekt des Aufgabenfeldes. Bei eventuellem Nachbesserungsbedarf fanden im Nachgang ebenfalls Kontrollen statt, um zu überprüfen, ob die nötigen Verbesserungen auch umgesetzt wurden.
Auch im Bereich der Statik und „Fliegenden Bauten“ konnte ich einen Tag in das Aufgabenfeld hineinschnuppern. Hier werden Baubücher/Prüfbücher zum Beispiel von Fahrgeschäften geprüft und verlängert. Zudem sind diverse Objekte bezüglich der Statik zu kontrollieren, etwa wenn Schäden im Gemäuer städtischer Gebäude auftreten oder auch wenn Bürger*innen Anfragen diesbezüglich stellen."
Woche 2: (Verwaltung und Baurechtsangelegenheiten insbesondere Ordnungs- und Zwangsmaßnahmen)
"Im Bereich Verwaltung und Baurechtsangelegenheiten werden Ordnungsverfügungen geschrieben und verschickt. Hierfür leiten die zuständigen Sachbearbeiter*innen der Bauaufsicht die Akte mit dem Sachstand und dem Grund der Ordnungsverfügung an diesen Bereich weiter. Dieser erstellt die notwendige Ordnungsverfügung, verschickt sie und nimmt gegebenenfalls an Gerichtsterminen teil, sollte ein Fall vor Gericht landen.
Mir wurde der Aufbau von Ordnungsverfügungen erklärt und alte Fälle diesbezüglich gezeigt und ebenfalls erläutert. Im Weiteren konnte ich in kleinen Fällen Ordnungsverfügungen aufsetzen beziehungsweise vorbereiten."
Woche 3: (Bauberatung Süd)
"In der dritten Woche konnte ich Mitarbeiter der Bauberatung begleiten. Hier konnte ich bei Bauberatungsgesprächen bezüglich des Bauplanungsrechts mit den Architekt*innen und Bauherr*innen teilnehmen. Des Weiteren wurden bauplanungsrechtliche Prüfungen von Bauanfragen durchgeführt und erklärt.
Neben diesen Aufgaben findet hier auch die Bürgerberatung hinsichtlich Baugrundstücken statt, bei der Bürger*innen zu ihren Grundstücken Fragen zum Bauplanungsrecht stellen können. Zum Beispiel, ob auf dem Grundstück gebaut werden darf und worauf zu achten ist. Liegt hier eventuell ein Bebauungsplan vor an dessen Bestimmungen man sich halten muss?"
Was beinhaltet der Theorieabschnitt?
"An die Praxisabschnitte schloss sich der Theorieabschnitt am Studieninstitut in Düsseldorf an. Coronabedingt wurde der Großteil des Unterrichts online abgehalten.
Der Unterricht vermittelt sowohl Grundkenntnisse unter anderem im Bauplanungsrecht, im allgemeinen Verwaltungs- und Ordnungsrecht sowie im Vergaberecht und im Kommunalen Finanzmanagement, sodass die Zusammenhänge und auch das Vokabular der jeweiligen Themenbereiche vermittelt werden.
Ein Schwerpunkt des bautechnischen Vorbereitungsdienstes liegt hier besonders auf dem Bauordnungs- sowie Umwelt- und Straßenrecht. Diese Fächer stellen zwei der vier schriftlichen Abschlussprüfungen. Die weiteren zwei schriftlichen Prüfungsfächer wechseln von Jahr zu Jahr."
Wie laufen die Prüfungen ab?
"Vor den Abschlussprüfungen werden in allen Fächern, die eine schriftliche Abschlussprüfung stellen könnten, Vorklausuren geschrieben. Die Benotungen hierfür und die Beurteilungen aus den drei Praxisabschnitten fließen in die Vornote ein. Die Vornote (20% der Abschlussnote) ist relevant für die Zulassung zu den Abschlussprüfungen.
Nach den schriftlichen Abschlussprüfungen (50% der Abschlussnote) findet eine mündliche Prüfung statt (30% der Abschlussnote). Diese dauert 30 Minuten pro Prüfling. Auch hier hat Corona für Änderungen gesorgt. Es fanden keine Gruppen- sondern Einzelprüfungen statt. Es werden jedoch Vergleichsgruppen von jeweils vier Personen gebildet, die die gleichen Prüfungsfächer und -fragen gestellt bekommen."
Wie ist ihr persönliches Fazit?
"Der Vorbereitungsdienst hat mir Einblicke in die Tätigkeiten der anderen technischen Fachbereiche sowie in die übergeordneten Zusammenhänge gegeben. Ich habe außerdem tiefergehende Kenntnisse zu Verwaltungstätigkeiten und deren gesetzlichen Grundlagen erwerben können. Durch den Vorbereitungsdienst konnte ich somit die technische Seite meiner Arbeit, die mir bereits durch mein Studium und die tägliche Arbeit bekannt war, mit der „Verwaltungsseite“ ergänzen."