Langfristige Perspektive bei der Stadt trotz befristetem Einstieg
Wie sind Sie auf die Stellenausschreibung bzw. auf die Stadt Essen als Arbeitgeberin aufmerksam geworden?
„An der Universität Göttingen habe ich in einem spannenden Projekt unter anderem mit Prognosen und Simulationen gearbeitet. Als ich mit meiner Frau ins Ruhrgebiet zurückzog, habe ich im Homeoffice für die Uni weitergearbeitet. Aber das war kein Dauerzustand für mich. Ich habe mich online nach Stellen speziell für Forstwissenschaftler umgesehen. Dadurch bin ich auf die Stellenausschreibung für das Projekt BaumAdapt der Stadt Essen gestoßen, die mich direkt ansprach. Hier passte einfach alles: spannendes Projekt, interessante Aufgaben und natürlich im Ruhrgebiet.“
Wie empfanden Sie es eine befristete Stelle anzutreten? Ist das normal in Ihrem Bereich?
„Es war von Anfang an klar, dass das Projekt auf zwei Jahre angelegt ist. Für mich war das okay, da eine interessante Aufgabe und ein kollegiales Team viele Rahmenbedingung aufwiegen können. In beiden Bereichen hat es sehr gut gepasst und die Arbeit mit den Projektpartnern, stadtintern und stadtextern, hat mir viel Freude gemacht.Grundsätzlich ist beim Thema „Stellenbefristung“ im wissenschaftlichen Bereich beides anzutreffen. An den Universitäten gibt es meist befristete Verträge aufgrund von Förderenden für Projekte. Außerhalb des Universitätsbetriebs ist von einem unbefristeten Angestellten-, über ein Beamtenverhältnis bis zur Selbstständigkeit vieles möglich.
Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, die befristete Stelle anzutreten?
„Für mich hat bei der Stadt Essen einfach der erste Eindruck gestimmt: Sowohl die Aufgaben des Projektes als auch das angenehme Vorstellungsgespräch. Daher habe ich mich, obwohl ich zeitgleich ein Alternativangebot hatte, bewusst für die Stadt Essen entschieden. Ich hatte insgesamt ein gutes Gefühl, dass sich auch später bestätigt hat. Ich bin vom Team herzlich aufgenommen worden und fühle mich wohl. Außerdem habe ich die befristete Stelle als ein „Kennenlernen“ der Verwaltung wahrgenommen. Zwar fällt die Universität auch in den Bereich des öffentlichen Dienstes, allerdings werden die Strukturen teilweise deutlich anders gelebt.“
Wann wussten Sie, dass sich aus der Befristung eine langfristige Perspektive ergibt?
„Ich wurde sechs oder acht Monate nach Projektstart angesprochen, dass intern eine Stelle ausgeschrieben wurde, die gut auf mich passen würde. Ich war hin- und hergerissen, zum einen habe ich sehr gerne an dem Projekt und mit den Projektpartnern gearbeitet, andererseits verändern sich die Prioritäten, wenn man heiratet und langfristiger planen möchte. Schlussendlich hat sich die Perspektive, langfristig bei der Stadt Essen und mit den Kollegen arbeiten zu können, durchgesetzt. Deswegen hab ich mich beworben und bin auch sehr froh, den Schritt gemacht zu haben.“
War eine Festeinstellung Ihr Ziel oder eine unverhoffte positive Entwicklung?
„Eine positive Entwicklung. Ich mache meine Arbeit aus Überzeugung und bei der neuen Stelle und den verantwortungsvollen Aufgaben passt das gut zusammen. Die Projekte der Stadt Essen sind vielfältig. Sei es das Ruhrgebiet über den Strukturwandel hinaus weiter grüner zu gestalten oder Essen besser an den Nahverkehr anzubinden. Das mache ich natürlich nicht allein, aber ich bin ein Teil davon. Das Arbeiten im Team ist bei der Stadt Essen Grundvorrausetzung vieler Prozesse.“
Kennen Sie auch andere Kolleginnen oder Kollegen, die auch mit einer Befristung begonnen und dann eine unbefristete Stelle bekamen?
„Bewegung ist definitiv zu spüren. Man merkt der Wille ist da, Kolleginnen und Kollegen, die auf befristeten Stellen sitzen, durch Entfristungen dauerhaft zu gewinnen. Wenn man bei der Stadt ist, sieht man auch wie viele interne Ausschreibungen und damit Entwicklungschancen es bei der Stadt gibt.“
Welche Vorteile bietet Ihnen Ihre Anstellung bei der Stadt?
„Ich arbeite an interessanten Aufgaben bei einem zuverlässigen Arbeitgeber. Ich hätte mich schwerer getan einen befristeten Vertrag bei einem nicht so stabilen Arbeitgeber anzunehmen. Ich bin verheiratet, da ist ein sicherer Arbeitsplatz ebenfalls wichtig.
Außerdem ist die Stundenzahl klar begrenzt. An der Universität gibt es viele 50-75 Prozent Verträge und trotzdem wird Vollzeit oder mehr gearbeitet, beziehungsweise die Stundenzahl nicht nachgehalten. Wenn bei der Stadt Essen mehr Arbeit anfällt, dann sind die Überstunden keine Selbstverständlichkeit und ich kann diese über meine Gleitzeittage abfeiern. Hier wird auf die Mitarbeiter geachtet und langfristig geplant. Das finde ich super.“
Und welche Nachteile bietet es?
„Wenn ich erzähle, dass ich jetzt bei der Stadt arbeite, reagieren viele mit Vorurteilen: „Entspanntes Arbeiten“ oder „sicheres Gehalt“. Das mit dem Gehalt stimmt zwar, aber beim Punkt „entspanntes Arbeiten“ stellt sich die Frage, was man sich da vorstellt. Der Personalmangel ist spürbar und die Aufgaben müssen trotzdem erfüllt werden. Wenn man allen Aufgaben gerecht werden will, dann ist das Arbeitsaufkommen zeitweise eher über einem normalen Level.
Dazu kommt, dass Entscheidungen „langsamer“ getroffen werden. Das liegt natürlich auch an den Strukturen der Stadt. Es erfolgen mehr Rücksprachen, um alle Beteiligten mit in die Entscheidung einzubinden. Andererseits nehmen viele Entscheidungen großen Einfluss auf wichtige Lebensbereiche der Menschen in Essen, daher macht es Sinn 1-2 Wochen an einer Entscheidung zu arbeiten. Dadurch fühlt sich im besten Fall kein Beteiligter übergangen und die Entscheidung wird am Ende von allen getragen.“
Würden Sie anderen Interessierten empfehlen sich auch auf befristete Stellen bei der Stadt Essen zu bewerben?
„Ja, auf jeden Fall! Schon allein aus dem Grund, dass man die Chance hat die Arbeit in dem jeweiligen Bereich kennenzulernen, wie sie wirklich gelebt wird und nicht nur wie sie auf dem Papier steht, oder die Kollegen, mit denen man arbeitet, und die Rahmenbedingungen.
Mir hat es sehr geholfen, durch das befristete Projekt in die Stadt reinzuschnuppern und dann haben sich Wege und Türen geöffnet mit denen ich vorher gar nicht gerechnet habe. Ich hatte Gelegenheit einen Einblick zu gewinnen, der mich dann von einer langfristigen Zusammenarbeit überzeugt hat.“