Qualifizierung künftiger Mitarbeiter*innen für die Digitalisierung der Verwaltung essentiell
Die Nutzung einer leistungsstarken IT-Infrastruktur ist fester Bestandteil effektiver und bürgerorientierter Verwaltungsarbeit. Der Ausbau von E-Government-Angeboten führt zu einer Umstellung der Verwaltung und der bisherigen Arbeitsabläufe. Damit eröffnet die stetig voranschreitende Digitalisierung vielseitige Chancen, stellt die Verwaltungen und ihre Mitarbeitenden aber auch vor neue Herausforderungen. Der IT-Planungsrat der Bundesregierung kritisierte in einer Studie im Jahr 2014, dass IT- und Government-Kompetenzen bundesweit in der Aus- und Fortbildung von Verwaltungsfachkräften unzureichend vermittelt werden.
Mit dem Quereinstieg „Verwaltungsstudium Verwaltungsfachwirt*in IT“ will die Stadt Essen diesem Problem im Sinne des IT-Planungsrates entgegensteuern. Seit 2016 bildet die Stadt Menschen mit den verschiedensten beruflichen Hintergründen in 24 Monaten von Grund auf aus, um den Ansprüchen des E-Governments in Zukunft gerecht werden zu können. Das Konzept des Studiums kombiniert die tiefgehende Vermittlung von Verwaltungs- und IT-Wissen. Die Verwaltungsfachwirte IT werden neben einer generellen Verwaltungsausbildung auch gezielt auf eine technologischer werdende Kommune vorbereitet, um sowohl in der Sachbearbeitung als auch in der IT-Koordination oder direkt im Essener Systemhaus zu arbeiten.
Die Stadt Essen erweitert durch diese Kombination ihr umfangreiches Ausbildungs- und Studienangebot. Denn allein die Weiterqualifizierung von bestehendem Personal, die neben dem Wissen über Verwaltungsabläufe erweiterte IT-Kompetenzen vermittelt bekommen, reicht nicht, um für alle zukünftigen Aufgaben in diesem Bereich ausreichend Personal zu haben. Daher richtet sich das dieses Verwaltungsstudium konkret an Berufswechsler, die technikaffin sind und einen beruflichen Neustart bei der Stadt Essen machen wollen.
Warum war es der Stadtverwaltung Essen so wichtig, dieses innovative Angebot einzurichten?
Die Stadt Essen gehört mit über 9600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu einer der größten Stadtverwaltungen in Nordrhein-Westfalen. Sie bietet zahlreiche, interessante Ausbildungs- und Studienangebote an, die sich aber auch den wandelnden Anforderungen anpassen.
Die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderung von Arbeitsprozessen hin zu einer effizienteren und schnelleren Arbeitsweise gewinnt mit Hilfe von neuen Technologien immer größere Bedeutung in der Verwaltungsarbeit. Interne Verwaltungsprozesse müssen analysiert und künftig durch innovative Informationstechnologien optimiert und möglicherweise abgelöst werden.
Aber auch die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Verwaltung steigen bei dem stetigen Fortschritt der Technik. Passende „Online Services“ zu entwickeln und die Umsetzung der Prozesse zu begleiten, wird in Zukunft ebenfalls ein wichtiges Thema sein. Hierfür benötigt eine Verwaltung dauerhaft mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über ein größeres Spektrum an informationstechnologischem Wissen verfügen.
Werden die Kenntnisse über IT in der Stadtverwaltung nicht ausreichend in den regulären Verwaltungsausbildungen vermittelt?
Auch die regulären Verwaltungsausbildungen umfassen die Vermittlung von IT-Kenntnissen. Ebenso werden die Fortbildungsangebote dahingehend ausgebaut, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Digitalisierung fit zu machen. Es gibt aktuell in der Verwaltung Power-User, die in speziellen Programmen jederzeit Hilfestellung bieten können. Diese sind nicht explizit im IT-Bereich ausgebildet, sondern kennen sich aufgrund ihres persönlichen Interesses besonders gut mit IT-Programmen aus.
Dennoch kann die reine zusätzliche Vermittlung von technischem Wissen, keine gezielte Qualifizierung für eine bestimmte Aufgabe im IT-Bereich ersetzen. Die Stadt Essen will konkret Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbilden, die in Bereichen, die besondere und umfangreiche IT-Kenntnisse erfordern, eingesetzt werden können. Sie bilden die Schnittstelle zwischen Verwaltung und IT.
Welche Zielgruppe kommt für das Verwaltungsstudium in Betracht?
Mit dem innovativen Verwaltungsstudium „Verwaltungsfachwirt*in IT“ sollen Personen angesprochen werden, die sich für die klassischen verwaltungsrelevanten Themen wie Wirtschaft und Verwaltungswissenschaften interessieren, aber gleichzeitig auch ein ausgeprägtes Interesse an Informationstechnologie haben. Allein durch die Weiterqualifizierung von vorhandenem Personal kann der zukünftige Bedarf nicht ausreichend gedeckt werden, daher richtet sich das Angebot auch an sogenannte Quereinsteiger, die einen beruflichen Neustart mit langfristiger Perspektive suchen.
Bewerben können sich alle mit voller Fachhochschulreife oder Abitur, die bereits eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben oder aktuell mindestens 4 Semester studiert haben. Eine technische Ausbildung oder ein technisches Studium sind für eine Bewerbung nicht nötig, da alle relevanten Kenntnisse während der 24-monatigen Qualifizierung vermittelt werden.
Durch die Schnittstelle von IT und Verwaltung bietet das Verwaltungsstudium die optimalen Voraussetzungen für Menschen, die gerne eigenständig mit neuer Technik arbeiten und gleichzeitig sehr kommunikativ und offen sind. Das vielfältige Angebot des Verwaltungsstudiums und die vielen Einsatzmöglichkeiten in der Stadtverwaltung decken besonders viele Interessen ab, was wiederum den externen Bewerberkreis für den Quereinstieg erhöht.
Wie verläuft das Verwaltungsstudium zur*zum Verwaltungsfachwirt*in IT genau?
Das Studium dauert 24 Monate. Innerhalb dieser Zeit wechseln sich Praxis und Theorie ab. Der theoretische Teil des Studiums findet im Studieninstitut der Stadt Essen statt Auch in der Theorie spielt die Kombination von Verwaltungskenntnissen und Informationstechnologien eine große Rolle.
Der Verwaltungsanteil des Studiums behandelt schwerpunktmäßig unterschiedliche Rechtsfächer, wie zum Beispiel Kommunalrecht oder Allgemeines Verwaltungsrecht, die Volks- und Betriebswirtschaftslehre und auch das kommunale Finanzmanagement. Die Schwerpunkte im Bereich IT liegen unter anderem bei Medien und Kommunikation, E-Government, Betriebs- und Datenbanksysteme, IT-Sicherheit, Programmierung sowie Modellierung von Systemen und Prozessen.
Während der Praxisabschnitte werden die Studierenden in Fachbereiche der Stadtverwaltung Essen und im Essener Systemhaus, einer eigenbetriebsähnlichen Einrichtung der Stadt Essen, eingesetzt. Nach erfolgreich bestandenem Studium ist eine unbefristete Übernahme vorgesehen. Aufgrund des vielfältigen Studiums können die Teilnehmenden anschließend sowohl im IT-Bereich, als auch im Verwaltungsbereich eingesetzt werden.