"Hallo, ich bin Joshua Günther, 20 Jahre alt und befinde mich aktuell im dritten Lehrjahr bzw. fünften Semester meines dualen Informatik Studiums bei der Stadt Essen, genauer dem Essener Systemhaus. Ich interessiere mich bereits seit der Schulzeit für Softwareentwicklung. Die Entscheidung dieses Interesse zu meinem Beruf zu machen, war deshalb naheliegend. Über die Internetsuche bin ich dann auf die Ausschreibung der Stadt Essen gestoßen.
Anders als in anderen Fachrichtungen gibt es bei meinem dualen Studium keine strikt getrennten Praxis- und Theoriephasen. Stattdessen finden montags bis mittwochs Vorlesungen an der FH statt, während ich donnerstags sowie freitags im ESH bin.
Das 9 Semester lange Studium mit dem Schwerpunkt der Softwaretechnik absolviere ich an der FH Dortmund. Das Studium folgt größtenteils einem klaren roten Faden: Zu Beginn wird man in die Grundlagen der Programmierung eingeführt, lernt wie ein Computer funktioniert und muss sich natürlich auch durch ein wenig Mathematik schlagen. Wenn die technischen Grundlagen da sind, geht es zur Planung von Software: Softwaretechnik, Projektmanagement, Risikomanagement und was man sonst so alles braucht, um ein Softwareprojekt auf die Beine zu stellen.
Immer wieder stehen Projekte an, bei denen das gelernte Wissen schließlich in die Tat umgesetzt werden kann. Zwischendurch gibt es auch Module wie IT-Recht, BWL oder Englisch, welche eine willkommene Abwechslung zu den sonst sehr technischen Modulen bieten.
Im 4. Semester stand das bisher größte Projekt an. Es sollten Lösungen für Probleme eines großen Krankenhauses gefunden und umgesetzt werden. Zusammen mit meiner Gruppe habe ich eine App geplant, entwickelt und präsentiert, mit der Blutentnahmen krankenhausweit verwaltet werden können.
Das Studium ist besonders in den ersten Semestern fordernd und anspruchsvoll - keine Frage. Mit ausreichend Fleiß und/oder regelmäßigem Nacharbeiten der Vorlesungen sowie Unterstützung der Kommilitonen ist es aber auf jeden Fall gut machbar. Selbst Mathematik, was mir bereits während der Schulzeit durchweg Probleme bereitet hatte, habe ich erfolgreich abschließen können - zwar erst beim zweiten Anlauf, aber besser spät als nie.
Hinzu kommt, dass die FHachhochschule eine sehr flexible Prüfungsordnung hat. Klausuren können unter Umständen bis zu 3 Mal nachgeschrieben werden und Prüfungsanmeldungen können noch am Tag vor der Prüfung bis 23:59 Uhr zurückgezogen werden, ohne dass sie als Fehlversuch gewertet werden.
Im ESH und in den einzelnen Teams wurde ich stets wärmstens empfangen. Dabei habe ich mich nie als Last gefühlt und habe auch keine Beschäftigungsaufgaben bekommen. Stattdessen wurde ich direkt in die jeweiligen Themengebiete und Projekte eingeführt, sodass ich so schnell wie möglich an echten Projekten mitarbeiten oder sogar eigene Projekte anvertraut bekommen kann.
Mein erstes Ausbildungsjahr habe ich in der Webentwicklung (2-2-21) verbracht, wo ich schnell in das dort verwendete .net-Framework eingearbeitet wurde. Nach wenigen Monaten Einarbeitung und kleineren Aufgaben in größeren Projekten, wurden mir bereits erste eigene Projekte anvertraut. Dazu gehört zum Beispiel die Entwicklung einer Raumbuchungssoftware für die Stadtwerke Essen oder die interne Anwendung zur Verwaltung von Solarförderungsanträgen.
Immer wieder durfte ich auch kurze Hospitationen in Abteilungen machen, die mit meiner Ausbildung teils nur wenig zu tun haben. So konnte ich auch Einblicke in Bereiche des ESH erhaschen, mit denen ich sonst kaum Berührungspunkte habe. Besonders der technische Kundendienst hat mir gefallen, da ich bei einigen Außeneinsätzen dabei sein konnte.
Im darauffolgenden Semester war ich in der SAP HCM (2-1-14) Abteilung, die für die Mitarbeiterverwaltung zuständig ist, eingesetzt. Auch hier habe ich nach nicht allzu langer Zeit bereits ein eigenes Projekt bekommen. Ein Tochterunternehmen der Stadt hatte geplant, ihre Datenbestände zu einer anderen Software zu migrieren. Dafür mussten alle ihre Daten ausgelesen und in das von der neuen Software unterstützte Format gebracht werden - das war meine Aufgabe.
Zuletzt war ich in der SAP PSCD (2-2-24) Abteilung. Dort wird sich um die buchhalterischen Anwendungen der Stadt gekümmert. Da ich im vorherigen Semester bereits Erfahrung mit SAP sammeln konnte, konnte ich von Beginn an kleinere Aufgaben umsetzen.
Um den Praxisanteil noch weiter zu erhöhen, gab es im vierten Semester zudem eine Projektphase, für die ich von der Fachhochschule freigestellt wurde, damit ich mich sechs Wochen komplett auf ein ESH-internes Projekt fokussieren kann. Dabei ging es darum eine Anwendung der Anlagenbuchhaltung auf die neue SAP Version SAP 4/HANA zu migrieren.
Seit September bin ich nun in der GIS, CaD und IoT Abteilung, wurde eingewiesen und arbeite bereits an einer Funktion im GIS-System, also dem Kartensystem der Stadt.
Die IHK-Abschlussprüfung Teil 1 habe ich bereits Anfang des Jahres hinter mich gebracht, sodass dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung nur noch die Abschlussprüfung Teil 2 (Projektarbeit) im Wege steht. Der letzte Abschnitt meines dualen Studiums folgt dann im Wintersemester 2026 mit der Bachelorarbeit.
An der Arbeit im ESH gefällt mir besonders, dass ich durch die relativ kurzen Einsätze in den Abteilungen, auch wenn diese durch die geteilte Woche oft sogar noch ein wenig zu kurz wirken, so viele Seiten des ESH zu sehen bekomme. So lerne ich nicht nur viele Kollegen, sondern auch neue Arbeitsweisen und Technologien kennen. Außerdem schätze ich sehr, dass mir immer ein offenes Ohr geschenkt wird und ich bei allen Problemen und Verbesserungsvorschlägen einen Ansprechpartner finde, der diese ernst nimmt.
Für mich war das duale Studium bei der Stadt auf jeden Fall die richtige Entscheidung und ich freue mich auf das was noch kommt."