Starke Quartiere – Starke Menschen: Projekt "MiA - Migrant*innen in Arbeit"

23.04.2021

Seit dem Start des Pilotprogramms "Heranführung von Zugewanderten aus Rumänien und Bulgarien an den allgemeinen Arbeitsmarkt" im Jahr 2014 wurde das Projekt "MiA – Migrantinnen und Migranten in Arbeit" vom Kommunalen Integrationszentrum Essen (KI) der Stadt Essen in Kooperation mit dem Weiterleitungspartner NEUE ARBEIT der Diakonie Essen gGmbH fortgeführt. Am 31. Dezember 2020 lief das Projekt, das mit Mitteln vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW sowie vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wurde, aus.

Ziel des Starke Quartiere - Starke Menschen (SQsM) Projekts "MiA" war es, die Integration von Zugewanderten in ein neues Lebensumfeld zu erleichtern und zu unterstützen. Insbesondere die Integration in den Arbeitsmarkt stand dabei im Fokus. Ursprünglich zielte das Projekt ausschließlich auf Zugewanderte aus Südosteuropa ab, aber mit der Öffnung der Zielgruppen für zugewanderte Menschen aus der gesamten Europäischen Union (EU) im Jahr 2017 konnte die Zuständigkeit des Projekts ausgeweitet werden.

SQsM-Quartiere - Altendorf und Altenessen-Süd / Nordviertel

In Essen zählen insbesondere die Stadtteile Altenessen-Süd / Nordviertel und Altendorf zu den Quartieren mit dem höchsten Anteil Nicht-Deutscher und Doppelstaatler*innen an der Bevölkerung insgesamt. In den Stadtteilen Altendorf und Altenessen-Süd leben wegen des verhältnismäßig preisgünstigen Wohnraums überproportional viele Neuzuwander*innen. Hinzu kommt, dass sich auch relativ viele Geflüchtete in diesen Stadtteilen niederlassen. Vorurteile gegenüber Neuzugewanderten, sprachliche Barrieren sowie das Fehlen von informellen Kenntnissen und formellen Bildungsabschlüssen verschlechtern die Armuts- und Integrationsprognosen. Vor allem die Arbeitsmarktintegration bildungsferner Neuzugewanderter ist ohne Qualifizierungsmöglichkeiten und der hierzu notwendigen Motivation nur schwer realisierbar. Um dem entgegenzuwirken hat man in den nördlichen Quartieren das Projekt "MiA" eingeführt. Mit dem Empowerment-Ansatz und einem lebensweltorientierten systemischen Beratungsprofil, standen die Mitarbeiter*innen des Projekts den Zugewanderten in allen Fragen rund um Arbeitsvermittlung, Sprachkompetenz, aber auch soziale Themen wie Bildung, Gesundheit, Energiesparen zur Seite. Die Mitarbeiter*innen wiesen dabei einen kulturellen und sprachlichen Zugang zur Zielgruppe auf. Neben zwei JobCoaches wurden im Projekt drei SozialCoaches sowie drei Sprachmittler*innen und eine Sprachlehrkraft eingesetzt. Eine individuell am Bedarf der Menschen angepasste Beratung sollte zu passgenauen Angeboten und einer zielführenden Begleitung auf dem Weg in die Arbeitsmarktintegration führen. Die niedrigschwelligen Angebote im Quartier wie beispielsweise Gesprächskreise sollten den Zugang zu "MiA" erleichtern und zugleich helfen, sich im neuen Lebensumfeld besser zurechtzufinden.

739 Menschen aus 20 Ländern nahmen seit 2017 am Projekt teil

Allein in der Förderphase von 2017 bis 2020 haben in Essen 739 Personen aus 20 Ländern der EU am Projekt "MiA" teilgenommen. Von den 739 Ratsuchenden wurden insgesamt 322 Menschen – davon 198 Frauen und 124 Männer – in Arbeit vermittelt. Die Gesamtvermittlungsquote im Projekt ist mit fast 44 Prozent insofern sehr viel höher als zum Projektbeginn angedacht. Damals war von einer Zielzahl von 40 Vermittlungen je Kalenderjahr ausgegangen, diese wurde aber um mehr als das Doppelte übertroffen.

Von den 322 Personen nahmen 248 – davon 151 Frauen und 97 Männer – eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Teil- oder Vollzeit auf, dies entspricht gut 77 Prozent aller vermittelten Teilnehmenden. Die Vermittlungsarbeit wurde dabei sowohl vor Ort im Quartier als auch an einem zentral in der Stadtmitte gelegenen Standort angeboten. In der gesamten Förderphase wurden Menschen aus allen Bildungsschichten in Arbeit vermittelt. Dabei zeigte sich, dass vor allem ein Schul- und Berufsabschluss sowie eine ausgeprägte Sprachkompetenz die Vermittlungschancen stark erhöhten. Je eigenständiger die Teilnehmenden die Beratung nutzten und die Vorteile für sich erkannten, desto größere Fortschritte konnten sie erzielen.

Neben der Sprachenvielfalt des Personals und der Neubürgerveranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Stadt Essen konnte auch die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern – insbesondere mit den ebenfalls auf die Zielgruppe der EU-Zuwander*innen ausgerichteten Projekten "MiO – Migrantinnen und Migranten in Orientierung" und "MifriN – Migrantinnen und Migranten in friedlicher Nachbarschaft" als Erfolgsfaktoren des Projekts identifiziert werden.

Auswirkungen der Corona-Pandemie

2020 war die Arbeitsvermittlung durch die Corona-Pandemie mit Rückschlägen konfrontiert: Einige früher vermittelte Teilnehmende verloren ihre Stellen oder mussten in Kurzarbeit gehen. Die Beratung wurde aber im gesamten Zeitraum in alternativer Durchführungsform aufrechterhalten. Auf diese Weise gelang es, gerade in solche Bereiche weiter zu vermitteln, die von der Krise nicht betroffen waren und einen erhöhten Personaleinsatz erforderten: Dies waren vor allem der Gesundheitssektor und der Lager-Logistikbereich. Die Vermittlungszahlen aus 2020 belegen die wirksame Begleitung der Teilnehmenden von März bis Dezember 2020. Trotz rückgängiger Aufnahmen ins Projekt konnten auch 2020 insgesamt 78 Menschen in Arbeit vermittelt werden.

Ausblick

Bislang ist es durch die enge Kooperation aller EU-Zuwanderungsprojekte, die „aus einer Hand“ aus dem KI heraus koordiniert werden, gelungen das Zusammenleben in den Quartieren weitestgehend friedlich zu gestalten. Das Projekt "MiA" hat sich durch eine kontinuierlich gute Kooperation von Kommune und Träger in der Stadt Essen etabliert. Es war ein zentraler Mosaikstein unter den mittlerweile vielfältigen Angeboten für die neu zugewanderten EU-Bürger*innen. Das Auslaufen des Projektes Ende des vergangenen Jahres ist bedauerlich: denn die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt und damit die dauerhafte Sicherung eines finanziell unabhängigen Auskommens für die zugewanderten Familien spielt auch künftig eine wichtige Rolle für eine erfolgreiche Integration.

Herausgegeben von:

Stadt Essen
Presse- und Kommunikationsamt
Rathaus, Porscheplatz
45121 Essen
Telefon: +49 201 88-0 (ServiceCenter Essen)
E-Mail: presse@essen.de
URL: www.essen.de/presse

Oberbürgermeister Thomas Kufen bei der Auftaktveranstaltung des Projekts im September 2017.
© 2024 Stadt Essen