Die Beziehungen zum Nachbarland Polen waren lange Zeit schwierig, doch mit der politischen Wende in Osteuropa konnte damit begonnen werden, die bittere Vergangenheit aufzuarbeiten. Essen hat mit dieser Aufarbeitung schon begonnen, als ein vereintes Europa nur eine Vision war: 1953 übernahm die Stadt Verantwortung für die Menschen aus Zabrze, dem früheren Hindenburg, die unter den Folgen der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg litten. Ein Teil dieser Arbeit ist die Aussöhnung und die Verständigung zwischen den Völkern, in besonderer Weise zwischen den jungen Generationen, die Krieg und Feindschaft nicht miterleben mussten. Die Zusammenarbeit ist gewachsen und intensiver geworden; auch Dank der Arbeit und der Kontakte des Heimatkreises Hindenburg nach Polen.
Verstärkte Netzwerkarbeit
Eine 2008 unterzeichnete Kooperationsvereinbarung setzt sich aus den Arbeitsfeldern Stadtentwicklung, Industriekultur, Geoinformation, Stadtmarketing und Behindertenarbeit sowie Selbst- und Suchthilfe zusammen. Um den Austausch intensiver zu gestalten, wurde im Jahr 2000 ein Unterstützerkreis gegründet, der ein dichtes Netz zwischen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Institutionen beider Städte entwickelt hat. Bei der Umsetzung von drei EU-Projekten konnte eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen beiden Städten in verschiedenen Bereichen unter Beweis gestellt werden und seit 2014 besteht ein Expertenaustausch zur Umsetzung inklusiver Schulen. Heute stehen Projekte im Vordergrund, die an der gemeinsamen Zukunft in Europa mitwirken.
Gemeinsamkeiten der Städte
Mit 174.000 Einwohnern ist Zabrze um einiges kleiner als Essen. Dafür weisen beide Städte starke Parallelen in ihrer Entwicklung und Geschichte auf: Zabrze war eine Bergbaustadt und hat sich zu einem modernen Dienstleistungszentrum gewandelt. Die Stadt ist aber nicht nur ein wirtschaftlicher Standort Schlesiens, sondern auch eine wissenschaftliche und kulturelle Schnittstelle mitten im Industriegebiet. Mehrere Institute der Polnischen Akademie der Wissenschaft, die oberschlesische Philharmonie, zahlreiche Theater und Festivals sind hier beheimatet. Das Besucherbergwerk Guido liegt, genau wie Essen, an der Europäischen Route der Industriekultur.