Februar und März 2014 fanden vor dem Gebäude Kopstadtplatz 1 Bodeneingriffe statt, bei denen ein Schacht der Fernwärmeleitung abgerissen und anschließend neu errichtet wurde. Der etwa 1,90
m tiefe Eingriff wurde von der Stadtarchäologie betreut. Im Westprofil der Baugrube konnte unter einer Wasserleitung vom Ende des 19.
bzw. dem Anfang des 20. Jahrhunderts eine mindestens 0,60
m breite und noch bis in etwa 1,80
m Tiefe reichende Bruchsteinmauer, deren Steine in Lehm gesetzt waren, beobachtet werden. Bei der Baumaßnahme wurde wahrscheinlich die südliche Aussenmauer des Speichers des ehemaligen Heiligen Geist-Hospitals angeschnitten. Er dürfte frühestens im 15. Jahrhundert entstanden sein, spätestens aber im 18. Jahrhundert. Der älteste Fund der Untersuchung ist der Rest eines Gefäßes aus dem 14./15. Jahrhundert.
Das 1340 erstmals erwähnte Hospital zum Heiligen Geist dürfte bereits Anfang des 14. Jahrhunderts entstanden sein. Nicht bekannt ist, welche Gebäude zeitgleich mit der Kapelle und dem Hospital bestanden hatten. Neben der Kapelle und dem eigentlichen Hospitalsgebäude zeugen Rechnungen auch von Stallgebäuden und Schuppen. Und es wird von weiteren Wirtschafts- und Wohngebäuden ausgegangen werden können. In Essen bildeten die von Bürgern gestifteten Geldrenten oder das dem Hospital geschenkte Land die materielle Basis dieser städtischen Einrichtung, der Ratsherren als Spitalspfleger vorstanden. Die Pächter des Landes lieferten Teile ihrer Erzeugnisse, wie z.B. Getreide, zur Unterhaltung des Hospitales ab. Das Hospital selbst wurde nicht immer zur Pflege der Armen und Kranken oder als Herberge genutzt: 1563 fand in der Hospitalskapelle erstmals ein lutherischer Gottesdienst statt. Die Kapelle hatte in der Reformationszeit allerdings keine Funktion mehr und wurde daher als städtische, evangelische Schule und ab 1672 das lutherische Gymnasium als Gegenpart zur katholischen Stiftsschule in der Burg (am Burgplatz) genutzt. 1795 wurde in den Gebäuden ein Militärhospital untergebracht, 1896 das Hospital abgerissen.
Literatur:
F. Arens, Das Hospital zum Hl. Geist in Essen, Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 117, 1896, S. 76-128; C. Brand/ D. Hopp, Gräber, Gräber, Gräber…, in: D. Hopp, (Hrsg.) Ans Tageslicht gebracht. Archäologie in der Essener City (Essen 2008), S. 62-68; H. Burghard, Stadtbilder. Die Gestalt der Stadt vor der Industrialisierung, in: J. Gerchow (Hrsg.), Die Mauer der Stadt. Essen vor der Industrie 1244 bis 1865 (Essen 1995) S. 33-34; F. Feldens, Der alte Friedhof in der Burg, Das Münster am Hellweg 7, 1954, S. 30; D. Hopp, 2. Archäologische Überreste nahe der Hl. Geistkapelle, Essener Beiträge 108 (1996), S. 297; Vor dem großen Brand. Archäologie zu Füßen des Heidelberger Schlosses (Stuttgart 1992); A. Reichart, Alltagsleben im späten Mittelalter. Der Übergang zur frühen Neuzeit am Beispiel der Stadt Essen (1400-1700), (Essen 1992).