Der Fachbereich Grün und Gruga ist vor allem für seinen Grugapark bekannt. Die 60 ha werden von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachbereiches gepflegt. Doch auch außerhalb des Parks gibt es viel Grün im Stadtgebiet das geprüft, gepflegt und erhalten werden will.
So zum Beispiel auch die Bäume innerhalb Essens. Was der Förster für den Wald ist, ist der*die Arborist*in für die grünen Riesen, die auf öffentlichen Flächen, Parks und an Straßen stehen. Zwei dieser angehenden Baumexperten erzählen im Interview, was einem im Studium Arboristik erwartet, was man damit machen kann und warum sie sich für die Stadt Essen entschieden haben.
Kathrin Gabriel: "Dass ich mit meiner Arbeit etwas bewirken kann. Dass es nicht nur dem Baum selber besser geht, sondern gleichzeitig den Menschen in der Stadt."
Warum Arboristik und nicht Grünflächenmanagement?
Fedor Hackmann: "Weil mich Bäume interessieren und meiner Meinung nach da ein sehr relevantes Zukunftsthema drin liegt."
Was ist Arboristik und wofür wird der Studiengang gebraucht?
Kathrin Gabriel: "Also, runtergebrochen kann man sagen, Arboristik ist das Management von Stadtbäumen. Und gebraucht wird es für eine Reihe von Themenfeldern, wie zum einen die Arbeit mit den Bäumen an sich, auch die pathologischen Aspekte mit Baumkrankheiten, aber auch zum anderen Stadtmanagement und Planung."
Fedor Hackmann: „"Genau, es geht viel um den Erhalt von Bäumen und Grünflächen und eben neue Sachen zu planen, Bäume zu erhalten und so weiter."
Das heißt, wenn Neubaugebiete eingeplant werden, das machen Sie auch oder sind Sie nur für den Erhalt dieser Bäume, die dann da gepflanzt werden, zuständig?
Fedor Hackmann: "Um die Planung der Bäume kümmern sich die Architekten. Ob wir uns danach darum kümmern, kommt darauf an, wem die Grundstücke gehören. Wir kümmern uns in erster Linie eher um Bäume in Wohnsiedlungen oder Alleen und Parks. Alles was der Stadt gehört."
Was macht man später damit? Kommt diese Frage öfter?
Kathrin Gabriel: "Ja, vor allem, weil auch nicht so viele Leute wissen, was das eigentlich ist. Aber man kann damit schon einige verschiedene Dinge machen. Man kann eben wie hier jetzt in der Kommune anfangen. Man kann aber auch bei einem Baumpflegeunternehmen mit einsteigen oder bei einem Sachverständigenbüro. Oder halt ein eigenes Unternehmen gründen."
Was sind denn Ihre Ziele mit diesem Studium?
Kathrin Gabriel: "Also vorerst fühle ich mich bei Stadt ganz wohl. Wie das dann im Verlauf meiner Karriere aussieht, schauen wir mal."
Fedor Hackmann: "Ja, das geht mir auch so. Es kommt auf den Arbeitgeber an. Wenn es mir hier gefällt, dann bleibe ich gerne hier. Aber am Ende muss ich ja Spaß an meinem Job haben."
Wie sind Sie auf dem Studiengang aufmerksam geworden? Was hat Sie dazu bewogen, sich dafür zu entscheiden?
Kathrin Gabriel: "Ja, also da ich vorher von diesem Studiengang noch nie irgendwas gehört habe, bin ich da zufällig drüber gestolpert, als ich nach Studiengängen geguckt habe, die im grünen Bereich stattfinden und wenig Mathe beinhalten. Und da klang Arboristik, als ich das Angebot hier von der Stadt gesehen hatte, sehr vielversprechend. Daraufhin habe ich mich einfach beworben."
Fedor Hackmann: "Bei mir war es auch so, ich wollte auf jeden Fall einen Beruf, der mit Biologie usw. zu tun hat, machen. Was genau, wusste ich jetzt nicht. Und habe dann nach meinem Abi ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht und bin dann danach auch zufällig über einen Zeitungsartikel auf Arboristik gestoßen."
Wenig Mathe, viel Bio. Sind das wirklich so Punkte, die jetzt auch im Studiengang den Schwerpunkt haben?
Kathrin Gabriel: "Geht so. Also am Anfang noch relativ viel Botanik, Zoologie so in die Richtung. Später kommt dann auch noch einiges an Recht dazu. Und auch hier und da Wirtschaftswissenschaften und Stadtplanung."
Ist da im Studiengang eigentlich irgendwas dabei, wo Sie ganz überrascht waren, dass Sie das jetzt lernen müssen?
Fedor Hackmann: "Ja, schon ein bisschen. Es gibt ein Fach, das sich mit Baumkatastern, also mit Geoinformationssystemen beschäftigt. Und da habe ich jetzt am Anfang nicht damit gerechnet, dass ich mich mit Computern und Luftbildern und solchen Programmen auseinandersetzen muss."
Kathrin Gabriel: "Ja, stimmt. Da kann ich mich anschließen."
Und wie sind der Ablauf des Studiums und der Einsatz im Fachbereich?
Kathrin Gabriel: "Es gibt im Jahr zwei Phasen, in denen wir länger hier sind. Es ist ein ganz normales Vollzeitstudium. Von daher sind wir nur in den Semesterferien hier. Das ist dann aber auch die Zeit, wo wir Urlaub nehmen können."
Und spricht das auch in Ihren Vorstellungen von dem, was Sie über das Studium im Zusammenhang mit der Stadt gelesen haben?
Kathrin Gabriel: "Ja, schon. Das Studium an sich ist sehr praxisnah aufgebaut. Im ersten Semester macht man zum Beispiel den sogenannten kleinen Buddelschein, wo man raus in den Wald geht und sich den Boden anschaut und Ausgrabungen macht. Dann geht es natürlich auch weiter mit Baumkontrollen vor Ort. Das sind auch Sachen, die man im Fachbereich durchaus mitmachen kann. Also, wir beide waren zum Beispiel schon mit den Baumkontrolleuren unterwegs und auch mit den Baumpflegern. Auch sonst werden wir immer mal wieder mitgenommen, um uns draußen halt Sachen anzuschauen."
Warum haben Sie sich für das Studium bei einer Stadt entschieden?
Kathrin Gabriel: "Dadurch, dass man in den Semesterferien hier ist, kriegt man die praktischen Anteile, wie es dann auch in der Realität so ist, zu sehen. Man kriegt hier natürlich auch Unterstützung. Wenn ich jetzt zum Beispiel unseren Vorgesetzten, Herrn Cichos, frage, ob er mir bei irgendwas helfen kann, dann hilft er mir natürlich auch bei Uni-Sachen. Und es ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen, dass hier ein guter finanzieller Vorteil dabei ist."
Gründe für das praxisnahe Studium waren schon, dass man finanziell unterstützt wird, Ansprechpartner vor Ort hat und die Theorie auch praktisch umsetzen zu können?
Fedor Hackmann: "Also, finanzielle Unabhängigkeit, einen sicheren Arbeitgeber und Praxis einfach zu haben, das waren alles Sachen, die für mich gut klangen."
Kathrin Gabriel: "Es ist auch am praktischsten. Dadurch, dass Göttingen relativ weit weg ist, brauche ich halt dort eine Wohnung für die Zeit, die ich da bin. Theoretisch auch eine Wohnung für die Zeit, wenn ich hier bin. Da ich aber, oder wir beide halt auch aus Essen kommen, können wir dann noch bei unseren Eltern unterkommen."
Frau Gabriel, Sie haben das Thema Zweitwohnung angesprochen. Wie teuer ist es so in Göttingen?
Kathrin Gabriel: "Kommt drauf an, was man für einen Standard haben möchte. Wenn jetzt die Ansprüche nicht so hoch sind, dann kommt man da schon sehr gut rum, auch mit dem Gehalt, das man halt hier bekommt."
Fedor Hackmann: "Ich habe mal in einem Wohnheim gewohnt, das war neu, das kostete dann 350 Euro. Die meisten WG-Zimmer liegen so zwischen 200 und 300 Euro in dem Rahmen."
Und wie waren die ersten Tage bei FB 67 Grün und Gruga?
Fedor Hackmann: "Es war natürlich sehr spannend, sowieso erstmal einen aufregenden neuen Arbeitsplatz zu haben, direkt auch ein eigenes Büro mit Computer, Telefon und eigener Nummer und so weiter. Dann natürlich die kurze Zeit, es waren dann glaube ich nur noch zwei, drei Wochen hier und dann ging es ja schon nach Göttingen, wo einen ja sowieso was ganz Neues erwartete. Eine Stadt, in der ich vorher noch nie war, neue Leute und das Studium. Es war eine sehr aufregende Zeit.
In der Zeit vor der Uni haben wir von Herrn Cichos Sachen zum Durchlesen bekommen, die für das Studium wichtig sind, beispielsweise Richtlinien oder er hat uns Hinweise gegeben auf Fälle, die jetzt hier in Essen relevant sind, zu Krankheiten und so, zu denen man sich dann Artikel durchlesen konnte. Also schon mal so eine gewisse Vorbereitung auf so manches Thema. Am ersten Tag gab es dann auch einen Rundgang durch die Abteilung Waldung und Baumpflege im Verwaltungsgebäude am Stadtwaldplatz."
Der Fachbereich bietet verschiedene Ausbildungen und auch Studiengänge an. Haben Sie die anderen Nachwuchskräfte mal kennengelernt?
Kathrin Gabriel: "Das war bisher noch nicht so, aber das wird jetzt umgesetzt, dass alle Azubis und Studierenden von Grün und Gruga in das fachbereichsinterne Netzwerk eingebunden werden.
Ich war noch in einer Gruppe, die am Anfang für die Einführungstage zusammengestellt wurde. Da sind allerdings nicht so viele Leute aus diesem Fachbereich drin, außer ein Studierender Grünflächenmanagement und Landschaftspflege, sondern hauptsächlich aus dem Amt für Straßen und Verkehr. Mit denen sind wir dann eben auf Team-Events unterwegs und machen Lasertag-Spiele und Battle-Room und solche Sachen."
Welche Fähigkeiten, Interessen sollte man für so ein Studium da eigentlich mitbringen?
Kathrin Gabriel: "Naja, auf jeden Fall das Interesse an Bäumen. Und generell auch so die Belange der Stadt. Wir sind quasi dafür zuständig, dass das Stadtklima angenehm bleibt."
Fedor Hackmann: "Draußen zu sein und sich auch mal die Hände schmutzig machen zu wollen."
Was würden Sie zum Abschluss allen Interessierten an dem Studium mit auf den Weg geben?
Fedor Hackmann: "Die Stadt Essen ist ein guter Arbeitgeber. Alle Leute sind hier sehr freundlich. Das Studium bezahlt zu bekommen ist ein großer Vorzug, auch gegenüber den anderen Studierenden, die das von ihren Eltern gezahlt kriegen. Einmal hat man dann natürlich ein bisschen mehr Geld zur Verfügung und eben finanziell unabhängig zu sein ist schon eine schöne Sache.
Nach Göttingen zu ziehen und da erstmal alleine klar zu kommen, das ist auch ein großer Schritt, der einen aber persönlich sehr weiterbringt. Und so unheimlich ist es da jetzt auch nicht, dass man irgendwie in einem riesigen Hörsaal sitzt, sondern da schon eher kleinere Klassenverbände mit so 40, 50 Leuten sind. So unpersönlich, wie an der Uni, ist es da nicht.
Ich kann es klar empfehlen. Und der Studiengang ist natürlich auch sehr interessant."
Kathrin Gabriel: "Da kann ich mich nur anschließen, die Leute werden gebraucht, weil jährlich jetzt nicht so wahnsinnig viele auf den Arbeitsmarkt gelassen werden. Es ist wirklich ein sehr kleiner Studiengang. Und hier bei der Stadt hat man natürlich einen sicheren zukunftsorientierten Job. Das kann man schon machen."
Vielen Dank für das Interview!