Unkompliziert und klimafreundlich – so sieht sie aus, die Mobilität der Zukunft. Die Stadt Essen hat daher bereits viele Entwicklungen und Projekte angestoßen, um bestehende umweltfreundliche Mobilitätsangebote zu erweitern, zu verknüpfen und attraktiver zu gestalten. Hier berichtet Christian Weirich aus dem Team Neue Mobilität und gewährt interessante Einblicke in seinen Aufgabenbereich.
Sie betreuen Projekte rund um das Thema Mobilität. Welche Mobilitätsangebote bietet die Stadt Essen bereits an?
„Anfangen kann man mit der Ruhrbahn, die von der Stadt Essen beauftragt ist den klassischen ÖPNV mit Bus und Bahn zu fahren. Das dichte Netz wird durch weitere Angebote wie den Mobilstationen, dem On-Demand-System „bussi“, aber auch Carsharing, dem metropolradruhr als Fahrradverleihsystem und Fahrradstraßen ergänzt. Zudem wurden Protected Bike Lane und Umweltspur geschaffen und damit für Essen neue Wege verfolgt. Seit dem Grüne Hauptstadt Jahr 2017 wird außerdem jährlich die europäische Mobilitätswoche durchgeführt, um Bürger*innen verteilt über das gesamte Stadtgebiet neue Mobilitätsangebote näher zu bringen.“
Welche Ziele werden damit verfolgt?
„Generell ist die zur Verfügungstellung von Mobilitätsangeboten eine Art der Daseinsvorsorge. Man bietet den Bürger*innen die Möglichkeit, von einem Ort zum nächsten zu gelangen. Mit neuen Angeboten, die über den klassischen ÖPNV hinaus gehen geht es darum Menschen zu motivieren, sich anderweitig fortzubewegen und so negative Auswirkungen wie Schadstoffe und Lärm weiter zu reduzieren. Auch ohne eigenes Auto soll Mobilität sicher, pünktlich, komfortabel, wirtschaftlich, sozialverträglich, schadstoffarm und vieles mehr sein. Übergeordnet spielt das Thema Klimaschutz natürlich eine sehr wichtige Rolle.“
Weshalb ist das Thema Mobilität von Bedeutung?
„Für jeden Menschen bedeutet Mobilität die Möglichkeit für gesellschaftliche und soziale Teilhabe. Auch für die Wirtschaft spielt Mobilität eine wichtige Rolle, ob es um die Erreichbarkeit für eigene Arbeitnehmer, Geschäftspartner, Kunden oder den Transport von Gütern und Paketen geht. Diese Ansprüche treffen auf eine stark ausgelastete Infrastruktur und den immer ausgeprägteren Wunsch nach einer lebenswerten und attraktiven Stadt.“
Welche Projekte betreuen Sie schwerpunktmäßig?
„Übergeordnet geht es um die Neuausrichtung der Mobilität. Die Stadt Essen hat sich mit ihrer Bewerbung zur Grünen Hauptstadt bereits 2014 zum Ziel gesetzt, dass Wege der Essener Bürger*innen gleich auf Fußverkehr, Radverkehr, öffentlichen Verkehr und PKW, also einen Modal Split von 4 x 25%, verteilt werden sollen. Schwerpunktmäßig betreue ich mit meinem Team die Aufstellung des Mobilitätsplan Essen 2035. Bis 2025 wird der Mobilitätsplan mit einem umfangreichen Partizipationskonzept erarbeitet und wird einen Weg für die Mobilitätswende aufzeigen. Da wir jedoch keine Zeit zu verlieren haben werden gleichzeitig kurzfristige Maßnahmen vorbereitet und umgesetzt, die bereits vor 2025 für die Bürger*innen wirksam werden sollen. Das ist grob umrissen unsere Aufgabe und ich freue mich sehr ein Teil davon zu sein.“
Welche Hürden oder Schwierigkeiten gibt es bei der Planung?
„Eine neue Mobilität ist für die meisten Menschen ein sehr emotionales Thema, da es eine Veränderung ihrer täglichen Routinen und Gewohnheiten betrifft. Es ist eine große Herausforderung, den Menschen aufzuzeigen, dass es darum geht eine bessere und positivere Zukunft, eine lebenswerte Stadt für alle zu kreieren. Es gibt auch vielfältige Interessensgruppen die im Bereich Mobilität mitreden. Institutionen, Verbände, Bürger*innen, die Wirtschaft und viele weitere, mit teilweise sogar in den Gruppen kontrastierenden Ansprüchen, die es zu vereinen gilt. Eine weitere Herausforderung ist das Thema der Finanzierung, da die Neuausrichtung der Mobilität leider nicht umsonst zu haben sein wird. Für die Umsetzung der Pläne benötigen wir daher mutige Entscheidungen.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft in Bezug auf Mobilität?
„Ich wünsche mir, dass Mobilität bedarfsorientiert funktioniert und dass insbesondere genutzt wird anstatt zu besitzen. Dadurch könnte viel Platz gewonnen werden. Außerdem wünsche ich mir, in einer Stadt zu leben, die Menschen als Maßstab nutzt und nicht den Verkehr: Kinder können sicher zur Schule laufen, die Stadt ist leiser, weniger Menschen erkranken an Luftschadstoffen und so weiter. Letztlich: Die Stadt soll für die Menschen sein. Ich wünsche mir, dass die Stadt, die Politik und die Bürger*innen einen gemeinsamen Weg finden, dieses Ziel zu erreichen.“