"Hallo, ich bin Jan Gonzalez, 23 Jahre alt und studiere derzeit im dualen Studiengang Bachelor of Laws "Allgemeine Verwaltung". Ich befinde mich gerade in meinem letzten Praxiseinsatz, im Ordnungsamt. Mein Einsatzort ist die neue Stadtwache in der Ellernstraße in Altenessen-Süd. Hier absolviere ich das Modul "Ordnungsverwaltung". Genauer gesagt befinde ich mich innerhalb des Ordnungsamtes in der Stabstelle 32-4-0, den Besonderen Verbindungskräften (BVK).
Die BVK sind Ende 2022 mit acht Einsatzkräften ins Leben gerufen worden, um vor allem zu ungünstigen Zeiten in den Abend- und Nachtstunden, die Polizei bei möglichen Ordnungswidrigkeiten (OWi) wie Ruhestörungen oder Verkehrsbehinderungen zu unterstützen. Diese Zeiten beinhalten die Arbeit innerhalb der Arbeitswoche, aber auch am Wochenende. Der Praxiseinsatz ist zwar grundsätzlich eher verwaltungsuntypisch, dafür aber umso spannender.
Zunächst wurde ich zu Beginn meines Praxiseinsatzes super freundlich ins Team aufgenommen. Mir wurde gleich erklärt, worauf es bei den BVK ankommt und was die Arbeit hier beinhaltet.
So gehört im Tagdienst die Erstellung der Statistik zu meinen täglichen Aufgaben. Das bedeutet, dass die Einsätze der letzten Nacht einpflegt und ggfs. neue Aufträge, aus anderen Abteilungen des Ordnungsamtes oder direkt über Anliegen der Bürger*innen, angenommen werden müssen. Hier konnte ich das Team ebenfalls unterstützen, die Vorgänge zu digitalisieren und so die Verwendung der Protokolle im Nachtdienst zu vereinfachen. Außerdem werden wöchentlich die Mails, mit der Zusammenfassung der gefahrenen Einsätze und unter welchen Nummern die Kolleginnen*Kollegen im Nachtdienst zu erreichen sind, geschrieben. Weitere Aufgabenfelder sind zudem das Melden von Ordnungswidrigkeiten bei Parkverstößen oder die Erstellung von OWi-Anzeigen.
Der Außendienst bleibt einem als Auszubildende*r tagsüber aber auch nicht verwehrt. So ist unter anderem die Teilnahme an der Erstellung bzw. Bearbeitung verschiedener Lagebilder eine Aufgabe im Außendienst. Ich durfte die Zivilstreifen z.B. viel bei den Lagebildern "Bettler in der Innenstadt" oder "illegales KFZ-Gewerbe" unterstützen. Eine sehr interessante und abwechslungsreiche Aufgabe, bei der ich auch mal aus der gewohnten Bürosituation rausgekommen bin.
Der verwaltungsuntypische Teil dieser Stabstelle ist aber die Nachtschicht. Hier wird auch die*der Auszubildende nicht außen vorgelassen und bekommt die Möglichkeit, freiwillig an diesen teilzunehmen. Ich habe insgesamt fünf Mal teilgenommen. Das bedeutet, dass ich entweder von Freitag auf Samstag oder Samstag auf Sonntag von jeweils 18:30 Uhr bis 03:00 Uhr mit drei Kolleg*innen im Essener Stadtgebiet unterwegs war. Diese Arbeit zu ungünstigen Zeiten ist das, was die BVK innerhalb der Stadtverwaltung so besonders und einzigartig macht.
Wir haben viele verschiedene Einsätze gehabt, welche wir durch die Leitstelle der Polizei vermittelt bekommen haben. Typisch waren Ruhestörungen oder Verkehrsbehinderungen, bei denen ich immer direkt teilhaben durfte. Aber auch untypische, nicht regelmäßige Einsätze, wie die spontane Hilfe nach einer vermeintlichen Handgreiflichkeit. Zudem können auch städtische Spezialfälle, wie Umweltdelikte, vorkommen.
Neben den Einsätzen, die uns durch die Polizei vermittelt werden, gibt auch die eigenen Aufträge aus dem Ordnungsamt oder von Bürger*innen selbst. Hier wird je nach Sachverhalt Präsenz gezeigt und die Örtlichkeiten abgefahren oder Kontrollen durchgeführt. Je nachdem, welche Feststellungen gemacht werden, werden möglicherweise Platzverweise oder Belehrungen erteilt.
Normalerweise besteht ein Team im Nachtdienst aus zwei Kräften. Um meine Sicherheit zu gewährleisten und die Möglichkeit zu haben sich zurückzuziehen, sind wir in den Diensten, bei denen ich Teil gewesen bin, zu viert gefahren. So ist ständig für meine Sicherheit gesorgt worden. Bei unklaren Verhältnissen bin ich vorerst im Wagen geblieben und wurde, sobald die Situation übersichtlich und geregelt war, dazu geholt. So konnte ich so viel wie möglich mitbekommen. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unsicher oder unwohl gefühlt. Und sollte es doch mal vorkommen, ist immer jemand da, der mit einem zum Wagen geht und wartet.
Um das Zugehörigkeitsgefühl zu stärken und nicht aus der Reihe zu fallen, aber auch zur eigenen Sicherheit, wurde ich für die Einsätze mit Uniform und Schutzweste ausgestattet. Das Auftreten in Uniform vermittelt einem selbst ein ganz anderes, positives Gefühl als es normalerweise in ziviler Kleidung der Fall ist.
An die Arbeitszeiten in der Nachtschicht musste ich mich natürlich erst gewöhnen, aber durch die Teamdynamik und die Einsätze sind Müdigkeitserscheinungen kaum aufgetreten. Dazu kommt, dass einem ein Tag unter der Woche als Ausgleich angerechnet wird.
Der Nachtdienst ist definitiv eines der spannendsten Erlebnisse meiner bisherigen Praxiseinsätze gewesen.
Neben dem Tag- und Nachtdienst, durfte ich auch an den verschiedenen Einsatztrainings der BVK teilnehmen. Hier werden unter anderem Deeskalationstrainings, Festnahmetechniken und das Verhalten auf engem Raum, wie beispielsweise dem Treppenhaus, trainiert und aufgefrischt. Für mich hieß es aber - selbstverständlich freiwillig - nicht nur zuschauen, sondern auch direkt mitmachen. Eine Erfahrung, die ich nicht so schnell vergessen werde und aus der auch viel für einen selbst mitgenommen werden kann.
Insgesamt bin ich für den Praxiseinsatz bei den Besonderen Verbindungskräften sehr dankbar, da ich hier erfahren durfte, was außerhalb der typischen Verwaltung bei der Stadt Essen möglich ist. Meine Praxisanleiterinnen, aber auch das gesamte Team, haben mich bestmöglich in alle Aufgaben und Bestandteile dieser Stabstelle eingebunden. Für diejenigen, die Stadtverwaltung einmal anders erleben wollen, wäre ein Praxiseinsatz bei den Besonderen Verbindungkräften genau das Richtige."