Mein Name ist Lena Mengelkamp und ich bin 31 Jahre alt. Seit September 2019 nehme ich am Quereinstieg in die Verwaltung als Teilnehmerin des Kurses „Verwaltungsfachwirt*in IT“ teil.
Am Anfang des Jahres 2019 stand ich vor einer schwierigen beruflichen Entscheidung. Nach fünf Jahren Dienst als Archivarin in einem Firmenarchiv in Dänemark sollte es aus privaten Gründen wieder zurück in meine Heimat Nordrhein-Westfalen gehen. Das Wichtigste war für mich dabei, dass ich auch beruflich wieder Fuß fassen würde und einen sicheren und im besten Falle auch spannenden Arbeitsplatz dort bekomme.
Also ging für mich die Zeit der Bewerbungen los und ich überlegte, in welche Felder man als studierte Geisteswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt „Archiv“ gehen könnte. Bei der Stellenrecherche fiel mir dann sehr bald ein Flyer der Stadt Essen in die Hände, der für Quereinsteiger im Verwaltungsbereich gedacht war. Auf der Homepage der Stadt Essen fand ich darüber hinaus zusätzliche Informationen, die mein Interesse geweckt haben. Das Verwaltungsstudium wurde in verschiedenen Bereichen angeboten, darunter auch „Informationstechnologie“.
Tatsächlich war für mich ab diesem Zeitpunkt klar, dass ich mich auf diese Möglichkeit bewerben werde. Die Aufgaben, die die Digitalisierung mit sich bringt, waren mir aus meiner Tätigkeit in einem internationalen Archiv zumindest teilweise bekannt und regten mein Interesse an dieser Thematik an. Ich finde es äußerst spannend, mich mit der Thematik der digitalen Verwaltung auseinanderzusetzen, da diese fast alle Bereiche unseres täglichen Lebens betrifft. Ein Blick auf die Fächer, die im Verwaltungsstudium gelehrt werden, weckte mein Interesse weiter. Neben rechtlichen Fächern wie Kommunalrecht, Europarecht oder Verwaltungsrecht, die sicherlich eine gute Grundlage für das Arbeiten in einer Verwaltung sind, gibt es auch wirtschaftliche Fächer wie öffentliche Betriebswirtschaftslehre oder Volkswirtschaftslehre - und natürlich, die Informatikfächer.
Nachdem ich mich über das Bewerbungsportal auf der Homepage der Stadt Essen beworben hatte, bekam ich sehr schnell eine Rückmeldung mit einer Einladung zu einem online stattfindenden Eignungstest. Nachdem dieser meine vollen Mathefähigkeiten forderte, war aber auch die nächste Hürde genommen und schließlich fuhr ich im Mai 2019 zu meinem Bewerbungsgespräch im Rathaus der Stadt Essen. Dort hatte ich immer das Gefühl, dass der Bewerbungsprozess transparent und zügig durchgeführt wird. Bereits am nächsten Tag erfuhr ich dann, dass es ab September losgehen könnte mit dem Neuanfang. Mir fiel dann die endgültige Entscheidung für den Arbeitgeber Stadt Essen nicht besonders schwer, da ich durch mein Studium in Essen die Stadt bereits lieb gewonnen hatte und der Arbeitgeber einige Vorteile bietet. Vor allem, dass die Einsatzmöglichkeiten so breit gefächert sind und dass es Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung gibt, wirkt auf mich attraktiv. Dass es darüber hinaus ein sicherer, familienfreundlicher Arbeitsplatz ist, machte mir meine Entscheidung noch leichter.
Nun sind bereits über 7 Monate vergangen und neben unserem Verwaltungsstudium im Studieninstitut, welches blockweise stattfindet, hat unser Kurs auch bereits die ersten Praxiseinsätze und Klausuren erfolgreich gemeistert. Die Zusammensetzung unseres Kurses ist dabei auch erwähnenswert, denn er besteht aus den verschiedensten Leuten mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Neben Fachinformatikern gibt es Kursteilnehmer aus kaufmännischen, technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen und neben mir auch noch weitere Geisteswissenschaftler, die zukünftig ihr Wissen bei der Stadt einbringen werden. Insgesamt eine diverse und interessante Gruppe aus unterschiedlichen Fachkräften, die übrigens ein – was für die Informatik sonst eher untypisch ist - ausgewogenes Geschlechterverhältnis aufweist. Um uns gegenseitig und natürlich auch unsere neue Arbeitgeberin kennenzulernen, hatten wir eine Einführungswoche. Hier gab es neben den wichtigsten Informationen für die kommenden zwei Jahre auch soziale Events, wie Bowlingspielen oder der Besuch im RWE-Stadion, der uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Der erste Praxisabschnitt erstreckte sich über sieben Wochen und fand Ende 2019 statt. Erst einmal waren alle gespannt, wo sie eingesetzt werden sollten. Für mich ging es dabei in den IT-Bereich (TUIV) des Amtes für Soziales und Wohnen in der Steubenstraße. Dort konnte ich dann meine theoretisch erworbenen Kenntnisse in die Praxis umsetzen. Meine Aufgaben dort waren unter anderem die Betreuung des InfoCenters des Amtes, in dem regelmäßig personelle und andere interne Informationen veröffentlicht wurden. So konnte ich dort die Grundlagen von HTML kennenlernen. Darüber hinaus ging es oft in die Büros von Mitarbeitern, um dort kleinere IT-Probleme vor Ort zu lösen, den einen oder anderen Rechner auf- und abzubauen oder Probleme an das Essener Systemhaus zu vermitteln. So bekam ich auch einen guten Einblick in die Arbeit des Amtes, vor allem da ich auch in anderen Bereichen dort hospitieren durfte, zum Beispiel im Team für Eingliederungshilfen für Behinderte, wo ich in Hilfeplangesprächen beisitzen konnte und so einen umfassenden Einblick in die Aufgaben des Amtes erlangt habe. Meine Praxisanleiter vor Ort konnten mir also einiges mit auf den Weg geben.
Da persönliche Wünsche bei der Wahl der Praxiseinsätze durchaus berücksichtigt werden, findet mein nächster Praxisabschnitt im Haus der Essener Geschichte / Stadtarchiv statt. Durch meine Vorerfahrungen in diesem Bereich, hoffe ich dort nicht nur etwas lernen zu können, sondern mich auch produktiv einzubringen. Auch dort gibt es seit einigen Jahren Veränderungen durch Digitalisierung und somit ist das Archiv ein wirklich spannender Einsatzort für einen Verwaltungsfachwirt IT. Sei es die Migration von Datensätzen, die Digitalisierung und Langzeitarchivierung von jahrhundertealten Archivalien oder die Neugestaltung der Homepage im Zuge des Relaunch der Stadthomepage – es gibt wirklich sehr viele spannende Felder.
In den letzten 8 Monaten habe ich also sehr viele neue Leute kennengelernt und die ersten Erfahrungen im Inneren einer Stadtverwaltung gemacht. Mein Resümee ist dabei ein absolut positives. Auch als Auszubildende hat man durchaus Möglichkeiten, sich einzubringen, was sehr viel Spaß machen kann. Durch die Zeit im Studieninstitut ist auch der Kurs mittlerweile gut zusammengewachsen und ich gehe dort immer gerne hin. Da ich zu Beginn etwas Sorge hatte, dass ich den Informatikfächern eventuell nicht gewachsen bin, da ich zum Beispiel noch nie programmiert oder mich tiefergehend mit Netzwerken auseinandergesetzt habe, muss ich nun aber sagen, dass die Sorge recht unbegründet war. Natürlich muss man eine gewisse Affinität zu den Themen haben und die Bereitschaft, sich damit näher auseinanderzusetzen. Ist dies aber gegeben, ist es absolut möglich, auch ohne Vorkenntnisse den theoretischen Teil der Ausbildung zu absolvieren.
Da im März 2020 auch in Essen umfassende Maßnahmen aufgrund der COVID-19 Pandemie getroffen wurden, bedeutete dies auch für uns, von zuhause aus zu lernen. Vor allem in diesen Zeiten, wo die Kontaktmöglichkeiten durch das Coronavirus sehr eingeschränkt sind, wird wieder deutlich, wie wichtig die Digitalisierung eigentlich ist, beziehungsweise welche Möglichkeiten sie bieten kann. Natürlich können persönliche Kontakte nicht komplett ersetzt werden, aber wenn es bereits eine gut funktionierende digitale Infrastruktur und geschulte Mitarbeiter gibt, kann man auch schnell und pragmatisch handeln. Bei diesem Prozess können wir bereits jetzt und spätestens nach dem Ende unserer Ausbildung tatkräftig mitwirken und uns einbringen und sogar Erfahrungen aus dieser Zeit konstruktiv nutzen.