Uri R. Kaufmann: Der Mann hinter den Kulissen des Museum Folkwang...
Salomon und Anna Heinemann, Heft 15, November 2022
Salomon Heinemann (1865-1938) gehörte einer jüdischen Familie der Emanzipationszeit an. Nach seinem Rechtsstudium etablierte er sich als Rechtsanwalt und Notar in Essen, baute 1910 ein Stadthaus und gab Edmund Körner 1914 den Auftrag, seine Kanzlei an der Zweigertstraße zu errichten. Er war kunstaffin, sammelte Gemälde und gehörte zum engeren Kreis der Initiatoren des Ankaufs der Sammlung Karl-Ernst Osthaus aus Hagen.
Uri R. Kaufmann stellt die herausragende Person Salomon Heinemann mit seiner Biografie vor und verdeutlicht die Bedeutung des Rechtsanwalts für die Essener Kunstszene und das Museum Folkwang.
Herausgeber: Alte Synagoge Essen, 35 Seiten,
ISBN: 978-3-8375-2551-9, 7,50 €
Martina Strehlen: „nicht nur ein Mann der Wissenschaft … auch in den schönen Künsten zu Hause“: Der Essener Rabbiner Dr. Salomon Samuel (1867-1942), Heft 14, Oktober 2019
Salomon Samuel stammte aus Culm in Westpreußen (Chelmno, Polen). Nach Studium und Rabbinerausbildung in Berlin wurde er 1894 der erste Rabbiner der Essener jüdischen Gemeinde. Er blieb dort fast 40 Jahre. In seine Amtszeit fiel der Bau der Essener Synagoge, die nach ihrer Einweihung 1913 vielen als die schönste in Deutschland galt. Durch seine Zusammenarbeit mit dem christlichen Architekten Edmund Körner entstand ein Baukunstwerk, das sich sowohl an zeitgenössische Baustile anlehnte als auch in vielen Details jüdische Traditionen betonte. Ein Schwerpunkt seiner Gemeindearbeit war die Integration und Versorgung der zahlreichen Juden aus Osteuropa, die vor allem während und nach dem 1. Weltkrieg nach Essen gekommen waren. Rabbiner Samuel gehörte zu den Köpfen des liberalen Judentums in Deutschland und brachte dies auch in zahlreichen Publikationen zum Ausdruck. Deutsche Juden sollten "Bürger zweier Welten" sein, patriotisch national und zugleich "jüdische Eigenart" pflegend. Nachdem er 1932 in Ruhestand gegangen war, zog er mit seiner Familie nach Berlin, um sich dort seinen wissenschaftlichen Studien zu widmen. Doch wurde sein Lebensraum in der NS-Zeit immer mehr eingeschränkt. Seinen vier Kindern gelang es noch, nach Palästina zu fliehen. Er selbst hatte Ermahnungen, sein Vaterland zu verlassen, zu lange ignoriert, wie er selbst eingestand. Im August 1942 wurden er, seine Frau und seine noch lebende Schwester nach Theresienstadt deportiert. Dort starben alle drei im Oktober 1942.
Herausgeber: Alte Synagoge Essen, 39 Seiten, 5,95€
Dian Schefold: Ein jüdischer Gründervater der deutschen Demokratie: Hugo Preuß, Heft 13, Dezember 2018
Hugo Preuß (1860-1925) war Kind einer wohlhabenden Berliner jüdischen Familie. Er studierte Jura in Berlin sowie Heidelberg und befasste sich früh mit Fragen des öffentlichen Rechts. Der Bremer Staatsrechtler Dian Schefold analysiert die Entwicklung seiner rechtlichen Auffassungen, ordnet diese in die staatsrechtlichen Debatten des späten Kaiserreiches ein und geht auch auf die antisemitischen Anfeindungen ein, wie sie etwa vom "Kathedersozialisten" Gutsav von Schmoller gegen Preuß vorgebracht wurden. Als bekannter und fähiger Rechtsgelehrter wurde er von der sozialdemokratischen neuen Regierung Deutschlands im November 1918 gebeten, die Reichsverfassund zu entwerfen. Es war die erste demokratische Verfassung Deutschlands, die aber leider viele Feinde hatte. Deutsch-nationale völkische Kreise nutzen diese Tatsache, um die Weimarer Republik als "Judenrepublik" zu diffamieren. Schefold sieht in der Konzipierung dieser Verfassung einen wertvollen Beitrag des deutschen jüdischen Bürgertums zur deutschen Gesellschaft. Da die Weimarer Verfassung auch das Grundgesetz der Bundesrepublik stark beeinflusste, wirkt das Werk von Hugo Preuß bis heute fort, was wenig bekannt ist.
Herausgeber: Alte Synagoge Essen, 26 Seiten, 4,95€
Ludger Hülskemper-Niemann: Für Frieden und Gerechtigkeit. Frida und Fritz Levy und ihre Kinder – zwei Essener Biographien, Heft 12, Dezember 2018
Der Essener Historiker Ludger Hülskemper-Niemann hat eine Biographie des Ehepaares Frida und Fritz Levy verfasst, das das gesellschaftliche Leben in Essen zwischen 1900 und 1933 mitprägte.
Frida Levy zog vier Kinder groß und war eine engagierte Frauenrechtlerin, die öffentliche Vorträge zu gesellschaftlichen Problemen hielt. Sie führte einen Salon, zu dem Musiker, Maler und Dichter eingeladen wurden, unter anderem die Maler Josef Urbach und Karl Schmidt-Rottluff. Beide waren Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Fritz Levy studierte in Heidelberg und führte eine erfolgreiche Rechtsanwaltspraxis. Er verteidigte Arbeiter und war von 1903 bis 1933 Ratsherr.
Herausgeber: Alte Synagoge Essen, 64 Seiten, 7,95€
Angela Genger: Die Alte Synagoge Essen: Ein Blick zurück auf die Jahre 1980-1988, Heft 11, Oktober 2018
Angela Genger studierte Geschichte, Politik und Erziehungswissenschaften in Bonn und arbeitete anschließend am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster, wo sie sich der historisch-politischen Friedenserziehung und Bildungsarbeit widmete. 1980 wurde sie die erste Leiterin der neu gegründeten Gedenkstätte Alte Synagoge Essen. 1988 – 2010 leitete sie als Gründungsdirektorin die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf.
Herausgeber: Alte Synagoge Essen, 13 Seiten, 4,95€
Steffen Bruendel: Zwischen Nonkonformismus und Überanpassung. Deutschjüdische Künstler und Literaten im Ersten Weltkrieg, Heft 10, Oktober 2016
Die Anerkennung der Juden als gleichberechtigte Staatsbürger wurde mit der Aufklärung im späten 18. Jahrhundert als politisches Ziel formuliert. Im Zuge der preußischen Reformen sowie der Befreiungskriege wurde die sogenannte Judenemanzipation teilweise erreicht, aber erst durch ihre Verankerung in der Deutschen Reichsverfassung von 1871 formal abgeschlossen. Gleichwohl gab es weiterhin viele Einschränkungen. So blieben Juden in Preußen beispielsweise die Offizierslaufbahn und die ordentliche Professur verwehrt. Ihre Tätigkeitsfelder waren die freien Berufe, die Wirtschaft, die Medien, die Literatur und die bildenden Künste.
Fortbestehende rechtliche Diskriminierungen im Deutschen Kaiserreich und ein mehr oder weniger offen zutage tretender Antisemitismus verstärkten einerseits den Wunsch vieler arrivierter Juden nach gesellschaftlicher Anerkennung und völliger rechtlicher Gleichstellung. Das führte zu unterschiedlichen Formen der Anpassung - bis hin zur christlichen Taufe. Andererseits aber pflegten jüdische Angehörige der künstlerischen Avantgarde einen dezidierten Nonkonformismus und lehnten die bestehende Gesellschaftsordnung ab.
Der Kriegsausbruch im August 1914 bedeutete auch für das deutsche Judentum eine Zäsur. Steffen Bruendel zeigt auf, wie arrivierte und avantgardistische Literaten und andere Künstler im Spannungsfeld von Nonkonformismus und Überanpassung reagierten, als sich Deutschland im Kiregszustand befand. Er schildert, wie sie den Krieg vier Jahre lang an Front und Heimatfront erlebten und ihn künstlerisch verarbeiteten. Zudem legt er dar, welche Auswirkungen das Kriegserlebnis auf ihr Selbstverständnis als Juden in Deutschland hatte, denn nicht erst 1918 wurde zur nächsten Zäsur des deutsch-jüdischen Zusammenlebens, sondern bereits das Kriegsjahr 1916.
Herausgeber: Alte Synagoge Essen, 32 Seiten, 5,95€
Natanja Hüttenmeister et al.: Meine Zeit zum Blumenpflücken ist vorüber. Der jüdische Friedhof im Essener Segeroth-Viertel, Heft 9, Essen 2016, ISBN 978-3-8375-1353-0
Der jüdische Friedhof im Segeroth, am damaligen Stadtrand als Nachfolger des Friedhofs an der Lazarettstraße angelegt, diente der vor allem durch den Zuzug aus Osteuropa stark angewachsenen jüdischen Gemeinde Essens seit 1885 als Begräbnisstätte.
Seine trotz Schändungen und Kriegszerstörungen noch an die 750 erhaltenen Grabsteine bieten ein facettenreiches Bild einer goßstädtischen Gemeinde mit all ihren sozial und religiös bedingten Unterschieden.
Dank der Förderung des Landschaftsverbands Rheinland konnte der Friedhof im Jahr 2015 durch das Steinheim-Institut dokumentiert werden.
Die Ergebnisse wurden 2016 in einer kleinen Wechselausstellung in der Alten Synagoge präsentiert, die diese Broschüre wiedergibt.
Herausgeber: Alte Synagoge Essen, 32 Seiten, 4,95€
Werner Arnold: Juden in der arabischen Welt – Blütezeit und Vertreibungen, Heft 8 Juli 2015
Juden waren lange vor der Arabischen Expansion im 7. Jahrhundert im Nahen Osten und in Nordafrika präsent. Sie entwickelten eigene Formen des Aramäischen und Arabischen. Heute gibt es nur noch sehr wenige Sprecher. Werner Arnold geht den Zusammenhängen von Dialekten und Religion im arabischen Raum nach. Historische Siedlungskarten jüdischer Gemeinden ausgewählter Länder veranschaulichen die jahrhundertlange Anwesenheit von Juden im arabischen Kulturbereich.
Herausgeber: Alte Synagoge Essen, 26 Seiten, 4,95€