Leitbild „Zukunft.Essen.Innenstadt“

Die Essener Innenstadt ist das räumliche, kulturelle und politische Zentrum der Gesamtstadt und Sitz einer Vielzahl an Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Daneben ist der Innenstadtbereich ein wichtiger Wohnstandort und somit Lebensmittelpunkt vieler Bewohner*innen. Seit einigen Jahren können in der Essener Innenstadt viele der auch landes- und bundesweit bereits sichtbaren (negativen) Veränderungsprozesse festgestellt werden: Der Flächenrückgang des stationären Handels bewirkt eine Zunahme an Leerständen auch in den Haupteinkaufslagen, Straßenbilder verändern sich durch Trading-Down-Prozesse, öffentliche Plätze werden aufgrund ihrer nicht mehr zeitgemäßen Ausstattung weniger genutzt und durch den Klimawandel müssen private und öffentliche Plätze sowie Gebäude mithilfe geeigneter Anpassungsmaßnahmen resilienter ausgestaltet werden. Die Stadt Essen kann sich aufgrund ihrer Lage innerhalb der Metropolregion Ruhr keine „schwache“ Innenstadt leisten, da diese im Konkurrenzkampf um Bewohner*innen, Konsumentinnen*Konsumenten, Arbeitskräfte sowie Touristinnen*Touristen ein wichtiges Image für die Gesamtstadt erzeugt und in die Region sendet.

„Zukunft.Essen.Innenstadt“ als neue planerische Grundlage für die Innenstadt

Der Rat der Stadt Essen hat die Verwaltung mit der Initiierung des Entwicklungsprozesses „Zukunft.Essen.Innenstadt“ beauftragt. In diesem Prozess soll eine konzeptionelle Basis für die weitere Innenstadtentwicklung erarbeitet werden, die von möglichst vielen Beteiligten „mitgetragen“ und dann im weiteren Verlauf schrittweise umgesetzt wird. In einem ersten Schritt wurde in den vergangenen Monaten ein räumliches und programmatisches Leitbild für die Essener Innenstadt erarbeitet. Neben der klassischen Steuerungsfunktion für zukünftige Entwicklungen im Innenstadtbereich hat das Leitbild im Bereich Kommunikation auch eine motivierende und integrierende Funktion, da es transparent und nachvollziehbar eine gemeinsame Zielvorstellung präsentiert und so eine „Richtschnur“ für öffentliche und private Innenstadtakteure bietet.

Der Rat wird in seiner Sitzung am 29.11.2023 darüber entscheiden, das neue Leitbild „Zukunft.Essen.Innenstadt“ bei der weiteren Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen der Innenstadtentwicklung zu berücksichtigen.

Kooperativer Erarbeitungsprozess zur Erstellung des Leitbilds

Mit der Erarbeitung des Leitbilds wurde im November 2022 die Planungsgemeinschaft Reicher Haase Assoziierte (Aachen, Dortmund) und KH Studio (Paris) beauftragt. Nach einer Einarbeitungs- und Analysephase wurde von der Planungsgemeinschaft eine Beteiligungssequenz in Form von drei aufeinander aufbauenden Workshops am 13.02.2023 (Hypothesen zum Wandel der Innenstadt), 29.03.2023 (Zukunftsoptionen) und 08.05.2023 (Leitbildentwurf) mit einem geschlossenen Kreis an Innenstadtakteuren durchgeführt. Neben Vertreterinnen*Vertretern der Verwaltung und städtischen Beteiligungen nahmen unter anderem Vertreterinnen*Vertreter der folgenden Institutionen an den Workshops teil und konnten so ihr örtliches und fachliches Know-how in den Prozess einbringen: Marktkirche Essen, Bistum Essen, Universität Duisburg-Essen, Handelsverband NRW Ruhr e.V., Handwerkskammer Düsseldorf, Kreishandwerkerschaft Essen, IHK zu Essen, DEHOGA Nordrhein e.V., ISG Kettwiger & Limbecker Straße, ISG City NORD e.V., Lichtburg Essen, VHS Essen, VielRespektZentrum, FUTURE CAMPUS RUHR, CONNECTED.ESSEN, die Smart-City-Initiative, Arbeitskreis Jugend Essen e.V. und Ehrenamt Agentur Essen e.V.

Die Handlungsebenen „Grün“, „Durchmischt“ und „Gemeinschaftlich“

Das neue Leitbild „Zukunft.Essen.Innenstadt“ zeigt mit den drei Handlungsebenen „Grün“, „Durchmischt“ und „Gemeinschaftlich“ wesentliche Zukunftsthemen für die Innenstadtentwicklung sowie deren Integration und Ausgestaltung im Innenstadtbereich auf. Für jede Handlungsebene werden unter dem Begriff „Toolkit“ mögliche Maßnahmen, planerische Werkzeuge und Zielsetzungen zur Umsetzung der Handlungsebene aufgeführt. Hierbei werden sowohl globale als auch lokale Themen und Trends aufgegriffen und anhand von Plänen, Visualisierungen und Bildern anschaulich dargestellt. Zielsetzung des Leitbilds ist es, die Innenstadt von Essen als ein dynamisches und urbanes Zentrum herauszubilden, das die Stärken der Vergangenheit mit den Chancen der Zukunft verbindet.

1. In der Innenstadt werden die Ideale der „Grünen Hauptstadt Europas“ weiter umgesetzt.
Die Angebote sind beim Thema „Grün“ beispielsweise durch Attribute wie resilient, nachhaltig, gesund, durchlässig und integriert geprägt: Die Innenstadt soll durch mehr Grünflächen ein Ort biologischer Vielfalt und Biodiversität sein. Öffentliche Räume werden zur Klimaanpassung intensiv bepflanzt und entsiegelt. So entstehen durchlässige, atmungsaktive Böden und natürliche Wasserrückhaltungssysteme. Grüne Achsen durch die Innenstadt können Stadtkern und umgebende Quartiere verbinden.

2. Die Innenstadt ist Einkaufsstadt, Folkwangstadt und Heimatstadt und zeichnet sich durch eine einzigartige Nutzungsmischung aus.
Produktiv, lebendig, erreichbar und attraktiv – das steckt im Thema „Durchmischt“: Die Innenstadt soll ein attraktiver Handels- und Versorgungsort sein und der produktive Motor der gesamten Region werden. Der Einzelhandel stellt weiterhin eine Hauptnutzung in der Innenstadt dar. Die Innenstadt soll aber auch gleichzeitig Ort für Innovation, Handel, Produktion, Kreativität und Begegnung sein.

3. Die Innenstadt ist ein Raum für alle und strahlt ein starkes Gemeinschaftsgefühl aus.
Das Merkmal „Gemeinschaftlich“ wird durch die Attribute integrativ, dynamisch, vielfältig, smart und lebenswert beschrieben: Die Innenstadt soll ein Ort der Gemeinschaft sein, eine Bühne und ein Treiber des stadtgesellschaftlichen Zusammenhalts. Kulturelle und soziale Initiativen sind ein sichtbarer und zugänglicher Teil der Innenstadt. Ziel ist es, dass Bewohnerschaft und Besucher*innen sich gerne in der Innenstadt aufhalten, sie als Treffpunkt erfahren und gemeinsam flexibel nutzen.

In der Zusammenführung der drei Handlungsebenen „Grün“, „Durchmischt“ und „Gemeinschaftlich“ entsteht ein Zukunftsbild von einer attraktiven, vielfältigen und resilienten Innenstadt, die sowohl für ihre Bewohnerschaft als auch für Besucher*innen besondere Qualitäten bietet und innerhalb der Metropolregion Ruhr durch einzigartige und innovative Angebote heraussticht. Die Essener Innenstadt ist die lebendige Mitte der Gesamtstadt und bietet allen Zielgruppen entsprechende Angebote und Nutzungen.

Ausblick und weiteres Vorgehen

Das neue Leitbild stellt anschaulich und themenübergreifend einen Rahmen für die zukünftige Entwicklung der Innenstadt dar. Die Handlungsebenen „Grün“, „Durchmischt“ und „Gemeinschaftlich“ mit ihren dazugehörigen „Toolkits“ zeigen dabei sowohl räumlich als auch programmatisch auf, welche Ziele sowohl seitens der Stadt als auch seitens der privaten Akteure weiterverfolgt werden sollten. Das Leitbild versteht sich hierbei als eine Diskussionsgrundlage, die im weiteren Verlauf unter Einbeziehung der Öffentlichkeit weiter konkretisiert, priorisiert und mit Projekten zur konkreten Umsetzung belegt werden soll. Das nun in einem zweiten Schritt zu erarbeitende IEK wird die im Leitbild präsentierten Handlungsebenen detaillierter beschreiben und konkrete Maßnahmen mit Umsetzungszeiträumen, Prioritäten und Kostenansätzen benennen. Bei der Erarbeitung des IEK soll eine umfangreiche analoge und digitale Beteiligung der Öffentlichkeit stattfinden. Die Bearbeitung hat im Herbst 2023 begonnen und kann – je nach Umfang der Beteiligung und inhaltlicher Ausarbeitung der vorgeschlagenen Projekte und Maßnahmen – ca. 12 Monate andauern. Daran schließt sich die Akquise von Fördermitteln sowie eine anschließende Umsetzung der einzelnen Maßnahmen durch die beteiligten Fachbereiche der Stadt Essen sowie der weiteren Akteure an. Eingeübte Steuerungs- und Kooperationsstrukturen aus dem Erarbeitungsprozess des IEK sollen im weiteren Umsetzungsprozess fortgeführt und weiterentwickelt werden. Eine Evaluierung der Zielsetzungen und Arbeitsweise sollte zudem im weiteren Umsetzungsprozess erfolgen.

Das Projekt „Zukunft.Essen.Innenstadt“ wird gefördert durch

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