Der neue Campus Bockmühle

Eine sechszügige Gesamtschule mit vielfältigen Stadtteilnutzungen

Die Planungen laufen

Das vorhandene Schulgrundstück an der Ohmstraße 32 befindet sich im Essener Stadtteil Altendorf und wird im Norden durch die Altendorfer Straße und im Süden durch die Heinrich-Strunk-Straße begrenzt. Die Gesamtschule Bockmühle wurde als größte Gesamtschule in Essen in den 70er Jahren eröffnet und fügt sich mit ihren begrünten Außenanlagen in die umgebende, allgemeine Wohnbebauung ein. Die mittlerweile maroden Bestandsgebäude sollen durch eine neue sechszügige Gesamtschule mit integrierten Stadteilnutzungen und einem modernen Sporthallenkomplex ersetzt werden. Darüber hinaus soll ein Quartierspark für Altendorf am jetzigen Standort des bestehenden Schulgebäudes entstehen, der neue Freizeitmöglichkeiten und eine Verbindung zwischen Schule und Stadtteil bieten soll.

Da die neuen Gebäude des Campus Bockmühle auf dem vorhandenen Schulgelände bei laufendem Schulbetrieb errichtet werden, ist eine sorgfältige Planung des Bauablaufs, zur Baustellensicherung und Baulogistik wesentlicher Bestandteil der Gesamtplanung.

Das Planungsteam des französischen Generalplanerbüros Chartier Dalix hatte 2021 im europaweiten Architektenwettbewerb den Siegerentwurf gelieferte und wurde von der Stadt mit den Planungen für die neuen Gebäude des Campus Bockmühle und die Freianlagen des Quartiersparks beauftragt. Der Baubeginn ist für Ende 2023 und der Fertigstellungstermin für Februar 2029 geplant. Danach folgt der Abbruch des Bestandsgebäudes, sowie die Herrichtung der Außenanlagen und des Quartierparks.

Entwurfskonzept

Mit dem neuen Campus Bockmühle wird auf dem vorhandenen 74.700 qm großen Gesamtareal der Schule auch der Grundstein für eine neue Stadtteilentwicklung gelegt. Vielfältige bestehende und neue stadtteilbezogene Aktivitäten wie ein Sportzentrum, eine Bibliothek, ein Café, der Stadtteiltreff sowie der Kinder- und Jugendtreff wandeln den vorhandenen Schulstandort mit einer neuen Ordnung zu einem zeitgemäßen und qualitativen Lern- und Lebensraum.

Der Leitgedanke der städtebaulichen Planung besteht darin, durch einen neuen dreigliedrigen Schulgebäudekomplex im Westen des Geländes eine klare städtebauliche Positionierung zu finden. Diese lässt Raum für eine große Freifläche im Osten, welche als neuer Quartierspark geplant ist. Die drei Gebäudeteile folgen in ihren Höhenentwicklungen der stark ausgebildeten Topographie des Geländes und sind um das Herzstück der Schule, den begrünten Pausenhof, organisiert. Der Blambeckpark im Norden des Areals wird in die Planung mit einbezogen.

Die Schülerinnen und Schüler aller Jahrgänge erreichen das neue Schulgebäude über einen zentralen Zugang der eine gemeinsame Eingangsaula erschließt. Von hier erreichen die Schülerinnen und Schüler der Unterstufen (Sekundarstufe I) und der Oberstufe (Sekundarstufe II) zwei separate Baukörper, die entsprechend der Bedürfnisse der unterschiedlichen Jahrgangsstufen geplant werden.

Durch großflächige Verglasungen des Haupteingangs und des Pausenhofs entsteht ein offener Raum, der die beiden grün ausgebildeten Außenräume, den Quartierspark und den Schulhof miteinander verbindet. Durch die umlaufenden begrünten Balkone nehmen sich die beiden Baukörper zurück und verstärken so das Konzept des offenen und ineinanderfließenden Außenraumes. Die südlich gelegene Sporthalle wird mit einem auf dem Dach liegenden Sportplatz ausgebildet und so in die kompakte Bebauung des Schul-Campus integriert.

Nachhaltige Gebäude

Der neue Campus soll den Grundsätzen des nachhaltigen Bauens entsprechen. Eine BNB- Zertifizierung nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen gemäß der Systemvariante „Nachhaltige Unterrichtsgebäude“ in Silber wird dabei angestrebt. Der Entwurf überzeugt auch in Hinblick auf die Ressourcen und den Energiebedarf. Durch die kompakten Baukörper und die Verwendung nachwachsender Rohstoffe werden Ressourcen gespart und der CO2-Ausstoß im Vergleich zu einer herkömmlichen Bauweise um mehr als die Hälfte verringert. Durch diese Bauweise werden ebenfalls der Gesamt-Endenergiebedarf im Hinblick auf Licht und Wärme reduziert, wodurch auch die Energiekosten sinken. Zusätzlich überzeugt der Entwurf zum neuen Campus Bockmühle durch klare Strukturen und vielfältige Angebote für Aufenthalt und Kommunikation im Außenraum.

Pädagogisches Konzept

Schülerinnen und Schüler verbringen einen Großteil des Tages in der Schule und im Ganztagesbereich. Die Schule wird daher nicht nur als funktionaler Lernort geplant, sondern darüber hinaus als zentraler Lebensort, der eine hohe Aufenthaltsqualität und räumliche Vielfalt gewährleistet. So orientieren sich die Lern- und Gruppenräume um bepflanzte Außenflächen, die auch als erweiterte Unterrichtsräume genutzt werden können. Die umlaufenden begrünten Balkone bringen natürliches Licht und eine angenehme Atmosphäre in die offene innere Lernlandschaft. Zusätzlich dienen sie als Rettungswege auf allen Geschossen und ermöglichen so eine einfache und geordnete Gebäudeentfluchtung. Auf Basis dieses Entfluchtungskonzepts wird die geplante freie Gestaltung der Lernbereiche ermöglicht.

Die Interaktion zwischen Lernen und Natur spiegelt sich im gesamten Entwurf wider, vom städtebaulichen Ansatz bis in die Innen- / Außenraumgestaltung der einzelnen Nutzräume. Der Entwurf bietet Möglichkeiten für Freiluftklassenzimmer, Schul- und Lerngärten, sowie Rückzugs- und Entspannungsräume.

BIM als Planungsmethode

Für die Immobilienwirtschaft der Stadt Essen ist dieses Neubauprojekt das erste BIM-Pilotprojekt. BIM bedeutet Building Information Modeling und beschreibt eine zeitgemäße Planungsmethode, bei der Bauwerke als 3D-Gebäudemodelle geplant werden. Diese Modelle enthalten alle relevanten Informationen, welche für die Planung, den Bau und den späteren Betrieb der Gebäude benötigt werden. Auch die Baulogistik wird in diesem Fall BIM-gestützt abgewickelt umso den Bauablauf zu optimieren.

Im Rahmen des nachhaltigen Bauens wird Wert daraufgelegt, die zu erwartenden Lebenszykluskosten des Gebäudes schon in einer sehr frühen Planungsphase zu betrachten und zu optimieren. Durch die 3D-Gebäudemodellierung der BIM-Methodik, durch die alle Ingenieursdiziplinen transparent miteinander verknüpft werden, werden auch die Ziele des nachhaltigen Bauens unterstützt.

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