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Gesundheit
10.05.2023
8 Min

Gesundheit im Essener Norden

Viele Wege führen zur optimalen Versorgung der Menschen


Die kurzfristige Schließung des St. Vincenz Krankenhauses und des Marienhospitals in Stoppenberg und Altenessen Ende 2020 war ein Schock für die über 100.000 Bewohner*innen der Stadtbezirke V und VI im Essener Norden.

Und nicht nur für sie. "Eigentlich ist Krankenhausplanung Ländersache", erklärt Dogukan Orman, Leiter der Abteilung Gesundheitsplanung im Essener Gesundheitsamt. "Doch weder Oberbürgermeister Thomas Kufen noch Stadtdirektor und Gesundheitsdezernent Peter Renzel wollten die Gesundheitsversorgung im Essener Norden einfach in fremde Hände legen."

Bereits drei Monate nach der Schließung legte die Stadtspitze dem Rat der Stadt ein Sieben-Punkte-Programm zur Sicherung und Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung im Norden vor. Der Rat beschloss das Konzept im März 2021.

Sieben Punkte für die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im Essener Norden

Das Gesamtprojekt "Gesundheitsversorgung im Essener Norden" ist in sieben Teilprojekte gegliedert:

  1. Erstellung eines Fachplans Gesundheit, schwerpunktmäßig für die Bezirke V und VI
  2. Eröffnung und Gestaltung eines Gesundheitszentrums mit weitreichenden Angeboten
  3. Eröffnung und Gestaltung von zwei Gesundheitskiosken
  4. Entwicklung von Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien für die Zeit nach der Corona-Pandemie
  5. Aufbau eines interkulturellen Kindergesundheitszentrums am Standort des ehemaligen Marienhospitals sowie Entwicklung eines virtuellen Kindergesundheitszentrums zur digitalen Vernetzung
  6. Auswertung der ambulanten Notfallversorgung für die Stadtteile der Bezirke V und VI
  7. Entwicklung von Informationsmaterialien (Flyer, Plakate und Website) für Bürger*innen

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Stadtteilklinik Stoppenberg

Im Dezember 2021 hat der Rat der Stadt Essen die Stadtverwaltung beauftragt, die Konzeption für ein integriertes sektorenübergreifendes Gesundheitszentrum (ISGZ) in Essen-Stoppenberg umzusetzen. Zugleich sollte die Beteiligung der Stadt Essen oder eines städtischen Beteiligungsunternehmens als (Mit-)Gesellschafter des ISGZ und die Verfügbarkeit eines Interimsstandortes für das ISGZ im Bezirk VI geprüft werden.

Nach ausführlichen Planungs- und Kooperationsgesprächen haben die Stadt Essen und die St. Augustinus GmbH einen Letter of Intent (LOI) unterzeichnet und sich so bereit erklärt, eine gemeinsame Trägergesellschaft zu gründen sowie das Konzept für ein ISGZ umzusetzen. Ein Teil der Finanzierung der "Stadtteilklinik Stoppenberg" erfolgt über den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Darüber hinaus wird die Finanzierung über die Leistungsvergütungen durch die Kostenträger sichergestellt.

In die konkreten Planungen zur Entwicklung der Stadtteilklinik werden weitere Partner*innen aus der niedergelassenen Ärzteschaft eingebunden, die bereits ihr Interesse an einer Mitwirkung signalisiert haben. Maßgeblich bei den Planungen unterstützt haben das Essener Institute for Health Care Business (hcb), das Ärztenetz Essen Nord-West e.V., die AOK Rheinland/Hamburg sowie die Stadtgesellschaft vor Ort.

Im Juli dieses Jahres soll die zu gründende Betreibergesellschaft mit der Stadtteilklinik Stoppenberg starten, im April kommenden Jahres sollen bereits erste Patientinnen*Patienten behandelt werden können. Das Gesundheitszentrum entsteht in den Räumlichkeiten des ehemaligen St. Vincenz Krankenhauses in Essen-Stoppenberg. Vor Inbetriebnahme wird das Gebäude jedoch umfassend saniert und modernisiert. Die Planungen für ein Raumkonzept sehen vor, dass das Hauptgebäude erhalten bleiben und zukünftig wieder für eine ambulante und stationäre Versorgung zur Verfügung stehen soll. Darüber hinaus bleibt auch die Notfallversorgung bestehen, sodass dort weiterhin ein Rettungswagen der Feuerwehr sowie ein Notfalleinsatzfahrzeug stationiert sein werden.

Die neue Versorgungsform baut eine Brücke zwischen ambulanter und stationärer Behandlung und soll Versorgungsangebote konzentrieren sowie bestehende Versorgungslücken schließen. Die Planungen für das medizinische Angebot wurden und werden daher eng mit dem Ärztenetzwerk vor Ort erarbeitet. 25 Betten sollen zukünftig zur Verfügung stehen. Und neben Haus- und Fachärztinnen*Fachärzten sollen auch sogenannte Patientinnen*Patienten-Lotsinnen*Lotsen und "Flying Nurses" die medizinische Betreuung übernehmen.

Mehr über die Leistungen erfahren

"Als Stadt Essen ist uns an einer wirksamen Vernetzung von digitalen, ambulanten und stationären Angeboten gelegen, die die Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger zukunftsfest macht, qualitativ hochwertig und vor allem verlässlich ist", so Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Deshalb haben wir den Aufbau eines integrierten, sektorenübergreifenden Gesundheitszentrums initiiert, das den veränderten Versorgungsbedarfen aufgrund der demografischen und medizinischen Entwicklung, aber auch den neuen Gestaltungsmöglichkeiten durch Prävention, Ambulantisierung und Digitalisierung Rechnung trägt."

Vorstellung der Stadtteilklinik

Neben Oberbürgermeister Thomas Kufen gaben auch Gesundheitsdezernent Peter Renzel und Ordnungsdezernent Christian Kromberg bei zwei Veranstaltungen im Essener Norden einen Überblick über den aktuellen Stand der Planungen und Informationen über die "Stadtteilklinik Stoppenberg".

Mehr zum "Runden Tisch Gesundheitsversorgung Essener Norden" in Stoppenberg im Februar 2023

Mehr zum "Runden Tisch Gesundheitsversorgung Essener Norden" in Altenessen im März 2023

Gesundheitskioske in Altenessen und Katernberg

"Seitdem ist einiges passiert", sagt der Abteilungsleiter Dogukan Orman. Ein wichtiger Baustein, die Gesundheitskioske in Altenessen und Katernberg, ist bereits verwirklicht und "die Gesundheitskioske werden von den Menschen gut angenommen. Das liegt auch daran, dass die Mitarbeitenden mehrsprachig sind und sie so viele Menschen niederschwellig in ihrer Muttersprache erreichen."

Am 12. April 2022 ging der erste Gesundheitskiosk in Essen an den Start: Ein Team aus vier medizinisch ausgebildeten und mehrsprachigen Mitarbeitenden ist montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr in den Räumlichkeiten in der Alten Badeanstalt, Altenessener Straße 393, in Altenessen im Einsatz. Sie sind eine erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um Gesundheitsförderung und Prävention für die Menschen im Stadtteil. Die Mitarbeitenden fungieren als Gesundheitslotsinnen*Gesundheitslotsen, die Menschen auf ihrem Weg zu einer geeigneten Behandlung begleiten und an die richtigen Anlaufstellen und Ansprechpersonen vermitteln.

"Die einzelnen Akteurinnen und Akteure im Stadtteil und darüber hinaus sind eng miteinander vernetzt, damit die Patientinnen und Patienten ein Angebot nach Maß erhalten, in das die Fachexpertise unterschiedlicher Disziplinen einfließt", so Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Damit ist der Gesundheitskiosk ein ganzheitlicher Gesundheitspartner für die Essenerinnen und Essener."

Am 3. Dezember 2022 fiel auch der Startschuss für den zweiten Gesundheitskiosk: In zentraler Lage von Katernberg, im Meybuschhof 43, eröffnete die zweite Einrichtung zur Beratung in sozialen und medizinischen Fragen. Das Team ist montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr vor Ort. Es bietet Beratungen auf Deutsch, Englisch, Türkisch, Arabisch, Russisch, Polnisch, Französisch und Niederländisch an. "Die Gesundheitskioske sind ein ganzheitliches niederschwelliges Angebot für die Menschen im Stadtteil", lobt Thomas Kufen die Einrichtungen, die eine Schnittstelle zwischen der medizinischen Versorgung und einem Sozialraum bilden.

Grundsätzlich können alle Bürger*innen unabhängig von ihrer individuellen Krankenkassenzugehörigkeit das Angebot der Gesundheitskioske kostenfrei nutzen, die von der Gesundheit für Essen gGmbh betrieben werden. Sie ist eine Managementgesellschaft, die für den Betrieb der Essener Gesundheitskioske gegründet wurde. Gesellschafter sind die Caritas-SkF-Essen gGmbH (cse), der Sport- und Gesundheitszentrum Altenessen e.V. sowie der Ärztenetzwerk Nord-West e.V. – ein Zusammenschluss von niedergelassenen Ärzten in Essen. Aufgebaut wurde der Gesundheitskiosk nach dem Hamburger Modell auf Initiative unter anderem des Netzwerkes Gesundheitskiosk; finanziert wird er durch die Stadt Essen und die AOK Rheinland/Hamburg.

Mehr über die Gesundheitskioske erfahren

Die Angebote der Gesundheitskioske:

  • Familiengesundheit:
    Schwangerschaftsberatung, Vorsorgekontrolle, Ernährung, Motorik, Unterstützung bei der Beantragung von Hilfs- und Heilmittelbedarf, Sportangebote für Kinder
  • Prävention:
    Beratung, Schulungen und Kurse zu Ernährung, Bewegung, Hygiene
  • Lotsenfunktion & Vermittlung:
    Vermittlung zu Haus- und Fachärzten*innen, Vermittlung an Selbsthilfegruppen, Vermittlung in öffentliche Sozial- und Beratungsstrukturen, Vermittlung in Hilfseinrichtungen für alleinerziehende Mütter
  • Psychosoziale Beratung:
    Spezielle Angebote für traumatisierte Geflüchtete, Alleinerziehende
  • Versorgungspfade:
    für chronische und psychosoziale Erkrankungen
  • Mobiles und dezentrales Angebot:
    aufsuchende Beratung, vor allem für Familien und Kindern mit Migrationshintergrund
  • Senioren*innen, Pflege- und Angehörigenberatung

Zur Website der Gesundheitskioske

Erfolgreiche Post-Corona-Strategie

Auch die Post-Corona-Strategie konnte erfolgreich umgesetzt werden. Am 24. März 2021 hatte der Rat der Stadt Essen die Verwaltung beauftragt, eine Post-Corona-Strategie zu entwickeln, um unter der Federführung des Jugendamtes eine geschäfts- und fachbereichsübergreifende Arbeitsstruktur mit Gesundheitsamt, Kommunalem Integrationszentrum (KI), Fachbereich Schule, JobCenter sowie mit Vertreterinnen*Vertretern der Wohlfahrtsverbände und Akteurinnen*Akteuren der Jugendförderung zu etablieren.

Das Ziel war, Entwicklungen zu analysieren und Lösungsstrategien zu erarbeiten. Die vorhandenen Angebote zur Förderung waren mittelfristig nicht ausreichend, um Kinder, Jugendliche und ihre Familien in der notwendigen Form zu unterstützen. Die Defizite aus der Corona-Pandemie waren häufig in der sprachlichen und motorischen Entwicklung von Kindern festzustellen.

Am 14. März wurde im Jugendhilfeausschuss ein Bericht zur Post-Corona-Strategie der Stadt Essen vorgestellt. In diesem Rahmen konnten über ein Aktionsprogramm der Bundesregierung, das zum 31. Dezember 2022 eingestellt wurde, Projekte im Bereich der Fördersäulen I bis III gefördert werden:

  • Fördersäule I: Förderung von werdenden Familien sowie Familien mit Säuglingen und Kleinkindern – 7.500 erreichte Menschen
  • Fördersäule II: Aktion Zukunft (Angebote Sozialer Arbeit an Schule und Jugendsozialarbeit) – 52.000 erreichte Menschen
  • Fördersäule III: Ferienfreizeiten und außerschulische Angebote – 6.000 erreichte junge Menschen

Das Gesamtfördervolumen der Projekte für die über 65.500 erreichten Kinder, Jugendlichen und Familien betrug 3.193.898 Euro. "Ein absoluter Sonderfall im interkommunalen Vergleich", erklärte Muchtar Al Ghusain, Geschäftsbereichsvorstand Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen. "Die große Anzahl an Förderungen konnte nur aufgrund des Engagements und der engen Kooperation zwischen den öffentlichen und freien Trägern erzielt werden."

Mehr über die Post-Corona-Strategie lesen

Kindergesundheitszentrum in Planung

"Mit dem geplanten Kindergesundheitszentrum, ein weiterer Baustein des Sieben-Punkte-Programms, wird ein neuer interdisziplinärer Anlaufpunkt für eine gute medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen im Essener Norden geschaffen", erläutert Dogukan Orman. Der Rat hat in seiner Sitzung am 22. März 2023 das Konzept beschlossen, das nun zeitnah umgesetzt werden soll.

Es sieht vor, dass der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Gesundheitsamtes (KJGD), der Allgemeine Sozialdienst (ASD) und das Jugendpsychologische Institut (JPI) sowie Angebote des Integrationsmanagements und der Frühen Hilfen des Jugendamtes räumlich und konzeptionell im Essener Norden zusammengeführt werden. So sollen unter anderem Synergien geschaffen und die Qualität der Versorgung verbessert werden.

Vor Ort befinde sich bereits das Zentrum für Kindesentwicklung des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) und das Sozialpädiatrische Zentrum des Elisabeth-Krankenhauses (SPZ) Essen. "Für Eltern wie Kinder bedeutet das eine Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz und eine sehr viel individuellere Beratung vor Ort", erklärt Dogukan Orman. Zusätzlich sind die Ansiedlung einer Hebammenpraxis und eine enge Anbindung einer*eines Jugendpsychiaterin*Jugendpsychiaters geplant. Vorstellbar wäre auch eine kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie des LVR-Klinikums Essen.

Das ganze Konzept hier downloaden

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Die Gesundheit ist der Grundstein des Wohlbefindens. Damit die Gesundheit der Bürger*innen erhalten bleibt, berät und informiert die Stadt Essen in gesundheitlichen Anliegen.

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