Die Stadt Essen hat ein neues kommunales Leuchtturmprojekt durchgeführt: Gemeinsam mit IRPUD, dem Institut für Raumplanung der TU Dortmund, hat sich die Stadt bis Dezember 2020 damit auseinandergesetzt, wie sich der urbane Baumbestand in den kommenden Jahren verändern muss, um auf der einen Seite widerstandsfähig gegen extreme Windereignisse zu sein und auf der anderen Seite seine Ökosystemleistungen optimal aufrecht erhalten zu können. Denn die Auswirkungen des Klimawandels ändern auch die zukünftigen Anforderungen an Standort- und Artenwahl von Bäumen in der Stadt.
Ziel ist es, ein Konzept zu entwickeln, um widerstandsfähige Stadtbäume zu etablieren, die für ein gesundes Stadtklima unverzichtbar sind und ein hohes Alter erreichen. Die aktuellen sichtbaren klimabedingten Schäden durch stärkere Intensitäten der Sommertrocknis, verstärkte Sonneneinstrahlung auf die Baumrinde mit Zunahme von Rindennekrosen, neuartige Baumkrankheiten (Massaria an Platane, Pseudomonas an Rosskastanie,Triebsterben der Esche) und bis heute stattfindende Folgeschäden durch Ela (Sommerorkan an Pfingsten 2014) bindet erheblich mehr Ressourcen des Baumpflegebetriebes in der Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit als dies für einen vergleichbaren vitalen und gesunden klimastabilen Baumbestand erforderlich wäre. Es gilt daher, sich mit den Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung für die Zukunft neu aufzustellen, um gegen Ereignisse wie Ela gewappnet zu sein, einen Stadtbaumbestand zu entwickeln, der auch unter sich wandelnden Klimabedingungen seine Ökosystemleistungen optimal entfalten kann und der mit deutlich weniger Unterhaltungsaufwand in der Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit auskommt.
Genau an der Stelle setzt BaumAdapt an: Die Auswirkungen von Ela wurden analysiert und Simulationsszenarien durchgespielt. Auf dieser Basis wurden unter Beteiligung der öffentlichen Institutionen, der Stadtverwaltung, Politik und Bürgerschaft konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, welche die Stadt und alle Grundeigentümer im Kontext von Neu- und Nachpflanzungen nutzen kann. Die Ergebnisse der Analyse und die Simulationen liefern zudem wichtige Erkenntnisse für die Umwelt- und Katastrophenvorsorgeplanung im Rahmen der klimagerechten Entwicklung der Stadt Essen.
Die Stadt Essen erlebte mit ELA Anfang Juni 2014 den bislang heftigsten Sommerorkan seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Gewittersturm mit bis zu 126 km/h traf die Stadt mit bis dato ungekannter Heftigkeit am Abend des Pfingstmontags und beschädigte große Teile des urbanen Baumbestandes sowohl in städtischen Wäldern als auch im Stadtbaumbestand. Etwa 87 Prozent des Gesamtschadens lagen im Bereich grüner Infrastruktur und hierbei überwiegend bei den Bäumen. Erst nach fünf Tagen war das Hauptstraßennetz wieder weitgehend nutzbar, der öffentliche Nahverkehr rollte wieder weitestgehend, die meisten Schulen und Kitas konnten wieder öffnen. Der Sommer ging mit vielen Einschränkungen für die Nutzbarkeit der öffentlichen Spiel- und Aufenthaltsbereiche einher und es dauerte bis zum Ende des Jahres, die letzten losen Bruchäste aus den Baumkronen im Stadtgebiet zu entfernen.
Gefördert wurde das Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Ziel ist es, dass die Ergebnisse von BaumAdapt auch auf andere Kommunen übertragbar sein werden.