Die Zukunft des Essener Waldes nach dem Sturm "Ela"

9. Juni 2014: der Gewittersturm "Ela" setzt das Grün in unserer Stadt einer gewaltigen Verwüstung aus. Der Neubeginn für den Wald begann mit einem Bürgerbeteiligungsverfahren.

Der Bürgerbeteiligungsprozess

Hintergrund

Am 9. Juni 2014 hat Essen ein katastrophales Ereignis heimgesucht. Durch den Gewittersturm "Ela" vom Pfingstmontag wurde das Grün in unserer Stadt einer starken Verwüstung ausgesetzt. Unzählige Bäume wurden geworfen oder gebrochen und stellten in der Folge eine akute Gefahr für die Bevölkerung dar.

Im Wald sind die katastrophalen Auswirkungen des Sturms besonders deutlich geworden. In vielen Bereichen sind Waldbestände komplett oder teilweise gefallen. Besonders schmerzlich ist, dass vor allem wertvolle Althölzer betroffen wurden.

Auf Grund der sehr starken Schäden ist es erforderlich, die mittel- bis langfristige Planung für den Essener Wald neu auszurichten. Diese beruht – nach gesetzlicher Vorgabe – auf dem Forsteinrichtungswerk. Dieses muss aktualisiert werden, da das bestehende auf Waldinventurdaten beruht, die nach den heftigen Orkanschäden nicht mehr aktuell sind. Die Forsteinrichtung besteht aus einer Waldinventur und einer Planung, die Vorgaben und Empfehlungen für den zukünftigen Umgang mit dem Wald ausspricht.

Als Grundlage für die neue Forsteinrichtung musste demnach auch ein neues Leitbild für die zukünftige Waldgestaltung entwickelt werden. Zu diesem Zweck wurde der Bürgerbeteiligungsprozess „Dem Essener sein Wald“ von Grün und Gruga Essen ins Leben gerufen, der zwischen Frühjahr und Herbst 2015 öffentlich und ergebnisoffen durchgeführt wurde.

Der städtische Wald übernimmt vielfältige Funktionen für die Essener Bevölkerung. Zum Beispiel sind das Schutz, Nutz- und Erholungsfunktionen. Unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen nutzen den Essener Wald auf ihre individuelle Weise. Verschiedenste Wünsche und Anregungen für die zukünftige Waldbehandlung sollten dokumentiert und bei der Entwicklung des neuen Leitbilds für den Essener Wald berücksichtigt werden Verschiedenste Waldnutzergruppen (Stakeholder) wurden zu einem ergebnisoffenen Wald-Workshop unter der externen Moderation von Frau Tanja Köhler eingeladen. Begleitet wurden die Workshops durch eine Facharbeitsgruppe, die sich aus Personen von Verwaltung und Wissenschaft zusammensetzte.

Bausteine des Bürgerbeteiligungsprozesses

Der Bürgerbeteiligungsprozess bestand aus verschiedenen Bausteinen, die es den Stakeholdern und der Verwaltung ermöglichten, Informationen und Vorstellungen der Beteiligten auszutauschen.

Wesentlich für gemeinsame Diskussionen zwischen den Stakeholdern, der Facharbeitsgruppe und den Mitarbeitenden von Grün und Gruga Essen waren zwei Workshops, in denen neben Wissensaustausch auch die unterschiedlichen Positionen der Nutzergruppen vorgestellt wurden. Sport Treibende, Reitvereine, Bürgerinitiativen und Naturschutz – um nur einige zu nennen - kamen zusammen, um ihre Standpunkte in den Bürgerbeteiligungsprozess einzubringen.

Bei einem gemeinsamen Waldspaziergang der zeitlich zwischen den Workshops lag, wurden beispielhaft anhand von drei Themenfeldern (Waldbau, Wald und Klima, Waldnaturschutz) im durch Ela stark beeinflussten Stadtwald zusammen mit drei externen Experten der Facharbeitsgruppe fachliche Inhalte ausgetauscht und diskutiert.

Informationen zum Thema Wald und Klima, welches auf dem Waldspaziergang behandelt wurde, finden sich zum Download in der rechten Spalte auf dieser Seite.

Der folgende Schritt war die Aufforderung an die Stakeholder, ein Waldfoto einzusenden, das einen aus Sicht der Waldnutzergruppen erstrebenswerten Wald abbildet. Dieses Waldfoto wurde im zweiten Workshop vorgestellt und diskutiert.

Ein weiteres wichtiges Element des Bürgerbeteiligungsprozesses war eine Bürgerumfrage im Wald. Im Frühjahr 2015 wurde die Umfrage durch Studierende der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW als Praxisprojekt während ihres Studiums durchgeführt. Hierzu befragten die Studierenden an verschiedenen Waldstandorten im städtischen Wald Waldbesucherinnen und Besucher mit einem zuvor erarbeiteten Fragebogen und unter Anleitung der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW. Das Projekt liefert wichtige Hinweise zu Nutzungsverhalten und zukünftiger Waldgestaltung des städtischen Waldes. Die Ergebnisse stehen über einen Link in der rechten Spalte zur Verfügung und flossen direkt in den Bürgerbeteiligungsprozess mit ein.

Im abschließenden Workshop wurden alle Teilergebnisse der vorangegangenen Schritte den Stakeholdern zur Verfügung gestellt und diskutiert. Innerhalb von Diskussionsgruppen wurde anhand von fünf beispielhaften Waldorten (Essener Norden, Margarethenhöhe, Schellenberger Wald / Korte Klippe, Stadtwald und Sundernholz / Kellermannsbusch) Stellung von den Stakeholdern bezogen und wichtige Ergebnisse, Wünsche und Fragestellungen an den Forsteinrichter herausgearbeitet. Die Ergebnisse aus den Kleingruppen des Workshops wurden in Ergebniscluster zusammengefasst (Bestandteil des Abschlussberichts).

Die Ergebnisse sowie der gesamte Abschlussbericht zum Bürgerbeteiligungsprozess stehen über einen Link in der rechten Spalte zur Verfügung.

Erkenntnisse

Es wurde im Bürgerbeteiligungsprozess deutlich, dass eine Vielzahl von unterschiedlichen Vorstellungen existiert, aber auch große Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden konnten. Solche Gemeinsamkeiten zeichnen sich dadurch aus, dass Merkmale von verschiedenen Nutzergruppen gewünscht wurden, oder aber ohne weiteres akzeptiert werden konnten. Auf der anderen Seite gibt es Ansprüche, die konkurrierend sind. Hier kann nicht ohne weiteres ein Konsens erreicht werden. Die Herausforderung besteht dann darin, Waldbereiche zu finden, in denen schwerpunktmäßig bestimmte Waldmerkmale verwirklicht werden können. Aus diesem Zusammenhang wurde der Begriff „ortsbezogene Lösungen“ entwickelt.

Kennzeichnend für „ortsbezogene Lösungen“ ist, dass gefundene Lösungen individuell auf lokale Verhältnisse bzw. besondere Wünsche von Stakeholdern abgestimmt werden können. Für angestrebte Lösungen müssen allerdings die naturräumlichen Grundlagen vor Ort gegeben sein. Das gilt auch für rechtliche Vorgaben aus den Naturschutz- und Waldgesetzen sowie für die finanziellen und verwaltungsrechtlichen Rahmenbedingungen des Forstbetriebs. Daraus wird auch deutlich, dass keine der Interessengruppen den Anspruch erheben kann, ihre Wünsche ausschließlich und auf ganzer Fläche verwirklicht zu sehen.

Die Findung von ortsbezogenen Lösungen ist Aufgabe des Forsteinrichters in Abstimmung mit dem Forstbetrieb. Weitere Feststellungen sind die Aufgabe der Facharbeitsgruppe, welche die Ideen und Ansprüche der Waldnutzergruppen in ein zukunftsfähiges Waldpflegekonzept übersetzen musste, das der Forsteinrichtung als Grundlage für die Planung dient.

Als Ergebnis dieses Auswertungsprozesses wurden acht Prinzipien erkannt, die für das zukünftige Waldpflegekonzept relevant sind. Details hierzu auf der Seite "Waldpflege" verfügbar.

Wie ging es nach dem Bürgerbeteiligungsverfahren weiter?

Das Bürgerbeteiligungsverfahren "Dem Essener sein Wald" diente der Festlegung eines Leitbildes für die zukünftige Waldgestaltung, das einerseits die Ansprüche der Essener Bürgerinnen und Bürger an den Wald und andererseits die Folgen des Sturms „Ela“ bestmöglich berücksichtigt. Es ist eine der erforderlichen Grundlage für die neue Forsteinrichtung und wird daher auf Jahre hinaus Gültigkeit haben. Es ist auf der Seite "Waldpflege" veröffentlicht. Die weiterhin erforderliche Betriebsinventur ist zum Jahreswechsel 2017/2018 abgeschlossen worden. Auch die Forsteinrichtung ist mittlerweile abgeschlossen. Nach Fertigstellung der Forsteinrichtung wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit und den politischen Gremien vorgestellt.

Ortsbezogene Lösungen aus dem Bürgerbeteiligungsprozess werden seit Januar 2016 umgesetzt. Einzelheiten hierzu können der Seite "Aktuelle Informationen aus dem Essener Wald" entnommen werden.

Dieser Buchen-Altbestand wurde durch den Sturm Ela am 9.6.2014 fast vollständig geworfen.

Folgeschäden durch den Sturm dauern bis heute an. Beispiel: Sonnenbrand an einer Buche, die einstmals im geschlossenen Wald stand und durch den Sturm freigestellt wurde.

© 2024 Stadt Essen